In der chinesischen Millionenmetropole Shenzhen ist seit Ende Dezember die komplette Busflotte elektrifiziert. Mit aktuell 16.359 Elektrobussen ist Shenzhens Nahverkehrssystem damit globaler Spitzenreiter. Die Elektrifizierung ist damit aber nocht nicht zu Ende.
440 Millionen Euro für Elektrifizierung
Am 27. Dezember 2017 hatte die chinesische Transportbehörde den erfolgreichen Umstieg auf eine hunderprozentige elektrische Busflotte bekannt gegeben. BYD, der in Shenzhen ansässige und global agierende Elektro-Fahrzeughersteller, hatte zuletzt 1.000 E-Busse an die örtliche Verwaltung von Shenzhen übergeben.
510 Ladesäulen und 8.000 Ladepunkte hat die Stadtverwaltung für die Elektro-Offensive installiert; an den Ladepunkten können täglich 300 Elektro-Busse innerhalb von zwei Stunden komplett aufgeladen werden.
Durch den Umstieg will man jährlich 345.000 Tonnen Treibstoff und 1.35 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Die Verantwortlichen ließen sich das Mammutprojekt einiges kosten: Umgerechnet etwa 440 Millionen Euro wurden in Subventionen und Beschaffung der Elektrofahrzeuge investiert.
Auch die Taxiflotte als E-Version geplant
Doch mit diesem Erfolgsprojekt will sich Shenzhen, das 2009 als eine von 13 Städten als Pilot-Stadt für ein "New Energy Vehicle Programm" ausgewählt wurde, offenbar noch nicht zufrieden geben. Als nächster Schritt sollen alle Taxis auf E-Antrieb umgerüstet werden. Aktuell sind bereits 62,5 Prozent (12.518 Fahrzeuge) der gesamten Taxiflotte elektrisch unterwegs. "Wir werden die noch existierenden Verbrenner-Taxis allmählich durch E-Taxis ersetzen. Bis 2020 soll der Umstieg abgeschlossen sein. Eventuell schaffen wir es sogar noch früher", so Zheng Jingyu von der Abteilung für Öffentlichen Transport. Auch die Elektro-Taxis werden von BYD geliefert.
Die Nachfrage für Elektrobusse steigt
Der globale Markt für Elektrobusse wächst seit einigen Jahren kontinuerlich. Die weltweite Anzahl der E-Busse hat sich zwischen 2014 und 2016 verzehnfacht. Das von der EU finanzierte Testprojekt ZeEUS (für Zero Emission Urban Bus System) veröffentlichte im Oktober 2017 den eBus Report, wonach der weltweite Absatz für Elektrobusse von 2018 - 2025 um jährlich 33,5 Prozent wachsen soll. Flächenmäßig große Länder mit hohen Einwohnerzahlen wie China und Indien sorgen dafür, dass die Nachfrage steigt. Doch auch in Europa zeichnet sich langsam, aber sicher eine Trendwende im ÖPNV ab: So will beispielweise Wiesbaden bis 2022 seine gesamte Busflotte elektrifzieren. Der erste Prototyp wird dieses Jahr in den Betrieb integriert. In ganz Europa könnte der Anteil von Elektrobussen im Jahr 2030 bei 50 Prozent liegen, prognostiziert ZeEUS. Großbritannien, die Niederlande, Frankreich und Polen stellen aktuell den größten Anteil an E-Bussen in Europa.
Elektro-Vorreiter China
Die Volksrepublik hat sich währenddessen mithilfe geschickter Wirtschaftspolitik zum globalen Vorreiter für Elektromobilität entwickelt - gerade auch im Bereich der Elektrobusse. Vor zwei Jahren hatte das chinesische Verkehrsministerium Hersteller von Elektrobussen mit Subventionen, Steuervergünstigungen sowie Zuschüssen in Höhe von über 70.000 Euro pro Kauf unterstützt. Das Ergebnis dieser Maßnahme waren alleine 160.000 verkaufte Einheiten in 2016.
Mit einer verbindlichen Elektroauto-Quote, Kaufanreizen für Elektroautos und Subventionen will Peking den Vorreiter-Status zementieren. Für viele führende Autohersteller ist der chinesische Automarkt der wichtigste überhaupt. 2016 wurden in China 500.000 Plug-in-Hybride und Batteriefahrzeuge verkauft, bis 2020 will Peking 5 Millionen Ladesäulen in Betrieb nehmen.Tesla hat angekündigt, einen eigenen Produktionsstandort in Shanghai errichten zu wollen. Der landesweite sukzessive Umstieg auf E-Busse und E-Taxis soll die oftmals schlechte Luftqualität in Chinas Metropolen deutlich verbessern.
In Shenzhen machen sich die leisen Elektrobusse auch anderweitig bemerkbar: “Seit wir die Busse ausgetauscht haben, ist es im Busterminal sehr ruhig geworden", so ein Mitarbeiter des Qinghu Bus Terminals in Shenzhen. (aho)