Projekt Jobwechsel - Wie geht man es am besten an?

Wenn gefühlter Stillstand und Monotonie am Arbeitsplatz immer mehr Raum einnehmen, reift gerade in vielen jungen Arbeitnehmern der Wunsch nach einem Jobwechsel heran. Wie stellt man sicher, dass die Erwartungen bei einem neuen Arbeitgeber erfüllt werden? Und bedeutet Routine automatisch Langeweile? Hildegard Freund hat die Antwort.

Sehr geehrte Frau Freund,

ich bin 33 Jahre alt und habe Elektrotechnik studiert. Seit nunmehr fünf Jahren arbeite ich als Projektingenieur bei meinem ersten Arbeitgeber, einem größeren mittelständischen Unternehmen mit zirka 450 Mitarbeitern. Seit einiger Zeit trage ich mich mit dem Gedanken eines Wechsels – und zwar in Richtung eines internationalen Konzerns. Hiervon erwarte ich mir neue Herausforderungen und langfristig bessere berufliche Perspektiven. Denn in der Zwischenzeit wird mein beruflicher Alltag von vielen Routinetätigkeiten beherrscht. Ich habe gleichzeitig das Gefühl, dass sich mir bei meinem aktuellen Arbeitgeber keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr bieten. Sind die Hoffnungen, die ich mit einem Wechsel verknüpfe, Ihrer Einschätzung nach begründet? Und ganz grundlegend: Wie sollte ich vorgehen, damit der Wechsel zeitnah klappt?

Sehr geehrter Leser,

Sie sind also in Ihrem ersten Job nach dem Studium tätig – über Branche bzw. Produkte sagen Sie nichts Näheres (vermutlich aus Vorsicht), das ist aber auch bei dieser grundsätzlichen Fragestellung nicht unbedingt erforderlich. Als Projektingenieur haben Sie vermutlich in Ihrer Tagesarbeit die Anforderungen und Eigenheiten der Kunden kennen gelernt und wissen, wie man am besten damit umgeht. Sie können Termindruck managen und verschiedene Bälle gleichzeitig jonglieren. Im Grunde macht Ihnen Ihre Aufgabe Spaß – es ist nur ein wenig „die Luft raus“ und mehr Alltag und Routine eingekehrt.

International aufgestellte Konzerne haben eine andere Unternehmenskultur

Von einem Wechsel in Richtung internationaler Konzern erwarten Sie sich neue Herausforderungen – die werden Sie dort auch sicherlich vorfinden. Aber nicht nur in Form neuer fachlicher Aufgabenstellungen, sondern auch im Hinblick auf Unternehmenskultur, -verständnis und -politik. Während Sie in mittelständischen Betrieben häufig schon nach kurzer Zeit mehr Verantwortung und ein breiteres Aufgabenspektrum übernehmen (vorausgesetzt Sie haben bewiesen, dass Sie dazu in der Lage sind), herrschen in Konzernen andere Regeln sowie klar definierte Hierarchien, an die man sich zu halten hat. Das muss man sich bei einem solchen Wechsel vergegenwärtigen.

Langfristige Entwicklungsperspektiven wird es in Konzernen vermutlich mehr geben – allein schon aufgrund der Unternehmensgröße und der Produktvielfalt. Oft auch die Möglichkeit, Erfahrung an einem Auslandsstandort zu sammeln. Es bieten sich spannende Aufgabenfelder – wenn man bereit ist, sich an die Spielregeln zu halten. Früher sagte man auch, beim Mittelständler arbeitet man stärker regional, es fehlt an Internationalität. Das trifft mittlerweile nicht mehr so zu – im Gegenteil, heute positionieren sich viele mittelständische Firmen in ihrer Nische als innovativer Marktführer.  

Sie merken schon – es gibt viele Pros und Contras für beide Bereiche. Die gilt es sorgfältig abzuwägen, denn Ihr nächster beruflicher Schritt ist ein wichtiger und richtungsgebender Meilenstein auf Ihrem Karriereweg. Natürlich ist ein Jobwechsel immer verbunden mit einem gewissen Risiko. Aber andererseits ist es auch spannend und motivierend, sein erworbenes Know-how in neuem Kontext einzusetzen, Erfolgserlebnisse zu verbuchen und Akzeptanz zu ernten. Und es macht Spaß, seine Flexibilität unter Beweis zu stellen, sich eine neue Arbeitswelt zu erschließen und neue Menschen kennen zu lernen.

Routine ist nichts Negatives

Routine wird sich früher oder später immer wieder ein Stück weit einstellen. Das nur negativ zu belegen wäre auch nicht richtig, denn es bedeutet ja auch: Ich beherrsche meine Aufgabe sicher und habe mir in meinem Gebiet Kompetenz und Erfahrung angeeignet. Die Frage ist, was für ein „Typ“ Sie sind und was Ihnen mehr liegt: Der eher pragmatische, flexible und stärker hands-on-geprägte Mittelstand, oder die strukturierte und meist klar definierte Konzernwelt. Im Zweifel sollten Sie einfach beides kennenlernen um das herauszufinden!  

Noch ein Wort zum Thema „bessere berufliche Perspektiven“: Da kommt es natürlich auch sehr darauf an, in welche Richtung Sie sich entwickeln möchten. Sind Sie der Experte, der fachlich in die Tiefe geht und als technischer Ansprechpartner für Kollegen und Geschäftspartner fungiert, der auf Produktqualität achtet und die Terminschiene im Auge hat? Oder sehen Sie sich eher als Generalist - mit guter fachlicher Basis, aber eher in einer Managementaufgabe mit disziplinarischer und betriebswirtschaftlicher Verantwortung? Im ersten Fall wäre Ihnen sicher der Pfad einer fachlichen Führungsrolle näher, wie zum Beispiel die eines Projektleiters, später dann auch CoC- oder Fachbereichsleitung. Als Generalist – gerne mit Kundenaffinität – steht Ihnen die Entwicklung in eine Team-, Gruppen- und Abteilungsleitung offen.

Aber: hier sollte man kritisch reflektieren, Führung ist nicht jedem in die Wiege gelegt. Zum Beispiel: Habe ich früher schon gerne den Lead übernommen, beispielsweise beim Sport oder während des Studiums? Die Entscheidung „Fachliche oder Management-Entwicklung“ sollten Sie unabhängig von der Wahl Ihres künftigen Unternehmens treffen. Da hören Sie am besten in sich rein: was sagt Ihr Bauchgefühl, wo liegen Ihre Neigungen, womit fühlen Sie sich wohl, wo haben Sie bisher gute Erfahrungen / Erfolge sammeln können?      

Checkliste für den Jobwechsel

Wenn Sie sich konkret für einen beruflichen Wechsel entschieden haben, sollten Sie sich folgende Schritte überlegen:

  • Auf jeden Fall brauchen Sie einen aussagekräftigen Lebenslauf.
  • Screenen Sie den Stellenmarkt (print und online) nach passenden Positionen. Auch die Homepages von eventuellen Wunschunternehmen können sich hier als ergiebig zeigen. Dabei bitte auch auf die Region / den Arbeitsort achten, falls Sie nicht umziehen wollen oder können.
  • Lassen Sie sich „finden“, indem Sie Ihr Profil in einschlägige Portale (z. B. XING o.ä.) einstellen, und nutzen Sie soziale Netzwerke um u. a. Headhuntern zu zeigen, dass Sie wechselwillig sind (das geht auch anonym). 
  • Setzen Sie sich ein zeitliches Limit (z. B. die nächsten sechs Monate), in dem der Wechselprozess stattfinden sollte (Achtung – die Kündigungsfrist kommt noch on top!), und planen Sie für den Suchprozess / die Bewerbungsphase genügend Zeit ein, die Sie dafür investieren müssen.

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen und ein glückliches Händchen bei der Wahl Ihres neuen Arbeitgebers.

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