4.4. Systembeschreibung
Bei der solaren Straßenoberfläche von Solmove handelt es sich grundsätzlich um eine PV-Anlage, die mittels Solarzellen aus Solarstrahlung elektrische Energie erzeugt und als Wechselstrom in ein vorhandenes Stromnetz einspeist. Die flexiblen PV-Module werden jedoch horizontal als befahrbare Verkehrsfläche installiert und sind daher mit herkömmlichen PV-Modulen nicht zu vergleichen.
Die Technologie befindet sich noch in der Entwicklungs- und Testphase. Daher können sich für die technologische Ausprägung des Systems noch Änderungen ergeben.
Komponenten
PV-Modul: Die quadratischen Solmove-Module mit rund 1,2 m Kantenlänge bestehen aus vielen, mit einem Gitternetz flexibel verbundenen Fliesen, in denen eine Solarzelle zwischen zwei Glasscheiben eingebettet und somit vor mechanischer Belastung und Witterung geschützt ist. Materialauswahl, Modulaufbau und Oberflächengestaltung garantieren die Einhaltung aller sicherheitsrelevanter normativer Anforderungen an Straßenoberflächen, zum Beispiel Griffigkeit und mechanische Belastbarkeit. Die Solmove-Module generieren aus Sicherheitsgründen eine Kleinschutzspannung von maximal 30 Volt, die im Falle einer mechanischen Beschädigung und Freilegung elektrischer Kontakte eine Gefährdung durch elektrischen Schlag ausschließt.
Griffigkeit: Die oberen Glasscheiben (Deckgläser) bilden die Kontaktfläche zu Fahrzeugreifen und Schuhsohlen und verfügen zur Sicherstellung der erforderlichen Griffigkeit und Rutschhemmung über eine spezielle Mikro- und Makrotextur. Durch diese Profilierung werden sowohl eine hervorragende Kontaktreibung zwischen Gummi und Glas als auch eine sehr effektive Wasserdrainage erreicht. Das Zusammenspiel beider Faktoren ist zur Erzielung einer hohen Griffigkeit entscheidend und wird mit dem Solmove-Glasprofil erreicht.
Bruchfestigkeit: Durch eine Vorspannung der Glasfliesen wird die Bruch- und Druckfestigkeit optimiert und somit eine dauerhafte mechanische Widerstandsfähigkeit garantiert.
Lichttransmission: Bei den Deckgläsern handelt es sich um hochtransparentes Solarglas. Die speziell entwickelte Oberfläche des Glases sorgt für eine gezielte, effektive Lenkung der Einstrahlung auf die horizontal liegenden Solarzellen und erhöht somit den optischen Wirkungsgrad. Die wesentliche Lichteinkopplung erfolgt dabei über die geometrisch geschützten Seitenflächen des Glasprofils. Ein nutzungsbedingtes partielles Erblinden der Glasoberflächen im Bereich des Reifenkontakts kann die Lichttransmission daher nur geringfügig beeinflussen.
Selbstreinigung: Die Deckgläser sind mit einer photokatalytischen und hydrophoben Beschichtung ausgestattet, die die dauerhafte Anhaftung organischen Materials erheblich reduziert. In Verbindung mit der offenen, wasserableitenden Struktur der Profilierung wirkt dies einer Verschmutzung der Solaroberfläche entgegen und unterstützt den Erhalt der hohen Lichttransmission.
Schichtenverbund: Mit der Auswahl leistungsfähiger Verbindungsmaterialien stellt Solmove sicher, dass die Solarmodule auch unter höchsten mechanischen Belastungen funktionsfähig bleiben, sich nicht von der Straße lösen und ein dauerhaft sicherer Betrieb der Verkehrsfläche gewährleistet ist. Die einzelnen Schichten des Verbundsystems aus Gläsern und Solarzelle sind mit funktionsspezifischen Materialien widerstandsfähig und dauerhaft zusammengefügt (siehe Bild 3). Solmove-Module werden vollflächig mit Spezialkleber auf vorhandene Asphalt- oder Betonoberflächen geklebt.
Solarzellen: Solmove verbaut hocheffiziente monokristalline Solarzellen, um einen höchstmöglichen Stromertrag der solaren Verkehrsfläche zu erzielen. Dies fördert die langfristige Wirtschaftlichkeit des Systems. Die Größe der Solarzellen wird zur Verwendung in den Modulen per Laser passgenau zugeschnitten. Jedes Modul setzt sich aus vier Zellsträngen zusammen, die jeweils an eine der vier Moduldosen angeschlossen sind.
Anschlussdosen: Die Solmove-Module verfügen über eine Anschlussdose an jeder Ecke, in denen die Terminalkontakte je eines Zellstrangs, die Bypassdiode und die Terminals der Sammelkabel untergebracht sind. Je nach Modulausführung werden weitere Komponenten in die Anschlussdose integriert, beispielsweise die Ansteuerung der Modulbeleuchtung. Bei der Montage werden die Module so ausgerichtet, dass die Anschlussdosen benachbarter Module nebeneinanderliegen. Benachbarte Dosen werden mit einem gemeinsamen Deckel verschlossen. So werden die elektrische und mechanische Verbindung der Module in einem Arbeitsgang hergestellt. Dies ermöglicht eine schnelle und zuverlässige Montage ohne Eingriff in die vorhandene Straßenoberfläche.
Zusatzfunktion Beleuchtung: Die Solmove-Module können mit einer integrierten blendfreien LED-Beleuchtung ausgestattet werden (siehe Bild 4). Sie ermöglicht die farbige Illumination der Verkehrsfläche nach individuell gestaltbaren Mustern. Die Technologie ist in einer separaten Installationsebene untergebracht und äußerst robust gegenüber mechanischen Beanspruchungen.
Bild 4: Die PV-Module können mit LED beleuchtet werden. (Quelle: Solmove)
Zusatzfunktion Beheizung: Mit ergänzenden Steuerungs- und Regelungskomponenten (siehe Bild 5) können die Solarzellen bei Bedarf erwärmt werden. Dabei wird Strom in umgekehrter Richtung durch die Solarzellen geleitet. Der Heizstrom kann beispielsweise gespeicherter Solarstrom sein. Die Heizfunktion ermöglicht eine automatisierte Freihaltung der Verkehrsfläche von Schnee und Eis, erhöht somit die Verkehrssicherheit und reduziert die Kosten für Schneeräumung.
Zusatzfunktion induktive Energieübertragung: Die solaren Verkehrsflächen von Solmove können mit Systemen zur induktiven (kabellosen) Energieübertragung kombiniert werden. Dabei besteht sowohl die Möglichkeit, stationäre Ladeplatten zwischen die Solmove-Module zu legen, als auch mittig in der Solarstraße eine Kette von Induktionsschleifen in Spezialbeton zu integrieren, die Elektrofahrzeuge während der Fahrt mit Energie versorgen.
Leistungsumfang: Solmove entwickelt, produziert und vertreibt solare Straßenoberflächen. Projektspezifisch werden auch Anlagenplanung, Baumaßnahmen, Montagearbeiten und Projektmanagement übernommen und je nach Erfordernis an Nachunternehmer beauftragt.
Bild 5:Solwalk kann optional auch beheizt werden. (Quelle: Solmove)