Der erste autonom fahrende Linienbus Deutschlands hat gestern im niederbayerischen Bad Birnbach Premiere gefeiert: Auf der 660 Meter langen Strecke wollen die Projektverantwortlichen Deutsche Bahn, easymile und TÜV SÜD nun wertvolle Erfahrungen mit dem selbstfahrenden Elektro-Shuttle sammeln.

"Indivdueller öffentlicher Nahverkehr"

Die Fahrgäste können ab sofort die autonome Buslinie bis auf weiteres kostenfrei nutzen. Die Strecke verläuft von der Rottal Terme über das Atrium bis zum Neuen Marktplatz und wird in den ersten Wochen täglich im 30-Minuten-Takt bedient. Für die 660 Meter (einfach) benötigt das Shuttle rund 8 Minuten. Die Geschwindigkeit der 6-Sitzers ist derzeit noch auf 15 km/h limitiert - für Schnellstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften ist ioki also noch nicht ganz reif.

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Bad Birnbach mit seinen durchgehenden Tempo-30-Zonen bietet daher eine ideale Testumgebung für das Gefährt. 2018 soll der autonome Bus zusätzlich den Bahnhof mit dem Ortszentrum verbinden. Dabei wird ein zweites Fahrzeug eingesetzt, um Anschluss an alle ankommenden Züge anzubieten. Das Projekt soll über mehrere Jahre laufen, um Erfahrungswerte im Betrieb autonomer Kleinbusse zu sammeln und die Akzeptanz bei den Kunden zu testen.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Richard Lutz, sprach von einem "wegweisenden Signal" und kündigte an, den Busverkehr "in eine neue Ära" zu führen. Das Mobilitätsangebot müsse flexibler, individueller und attraktiver gestaltet werden, gerade im Hinblick auf die ländliche Gegend. Mit "ioki" will der Bahn-Konzern vor allem den Anschluss an den ÖPNV effizienter und kundenfreundlicher gestalten. Dazu fiel auf der Pressekonferenz das Wortgebilde "Individueller öffentlicher Nahverkehr". Zur Tarifgestaltung gab es kein finales Statement - man könne sich aber eine Integration des Angebotes in das Bahnticket vorstellen, hiess es.

"Heute wurde das Zeitalter des autonomen Fahrens in Deutschland eingeleitet"

- Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn AG

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"Die Sicherheit ist immer gewährleistet"

Das Shuttle folgt - wie auf virtuellen Schienen - automatisiert der Route, die inklusive Haltestellen per Lasescanner in den Bordcomputer eingelesen wurde. Bis auf weiteres ist immer ein Fahrbegleiter mit an Bord, der bei Bedarf ins Fahrgeschehen eingreifen kann - beispielsweise durch akustische Signale Passanten "warnen" oder per Joystick Hindernisse manuell umfahren. Derzeit erkennt der Bus zwar Hindernisse und stoppt rechtzeitig, kann aber noch nicht selbständig von der Route abweichen, um etwa parkende Autos zu umfahren.  Aus Sicherheitsgründen verkehrt das Shuttle nicht bei Sturm, Starkregen oder Glatteis. "Die Sicherheit ist immer gewährleistet", betonte Lutz auf Nachfrage hin.

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Nächste Projektstadt für ioki: Hamburg

Der elektrische Kleinbus EZ10 wurde maßgeblich von EasyMile mitentwickelt. Das französische Start-Up mit Sitz in Toulouse entwickelt Software für den Betrieb autonomer Fahrzeuge. Das autonom fahrende Shuttle ist mit modernster Technik zur Lokalisierung und Objektwahrnehmung wie Lasersensoren und Kameras ausgestattet. Die Batterie hält bis zu 14 Betriebsstunden. Mit einer ausfahrbaren Rampe ist der EZ10 außerdem barrierefrei.

Der nächste Schritt, den sich die ioki-Verantwortlichen vorgenommen haben, ist ein fahrerbasierter On-Demand-Shuttleservice mit ÖPNV-Anschluss sowie ein Testfeld für einen autonomen Busverkehr in Hamburg. Beides soll 2018 in Angriff genommen werden. Trotz einiger offener Fragen, auf die die Deutsche Bahn noch eine Antwort finden muss - wie gewährleistet man bei fahrerlosen Shuttles das zulässige maximale Gesamtgewicht? Welche Wege eignen sich für die noch recht langsamen Busse, um keine Gefahr darzustellen? - wurde ein wichtiger Schritt zum autonomen Fahren am 25. Oktober in Bad Birnbach gemacht. (aho)

 

Bildnachweis: Anne Hofmann, ITM InnoTech Medien GmbH

 

 

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