200 Jahre ist es her, dass Karl Drais das Patent für seine Laufmaschine erhielt. Der VDI lud zu diesem Anlass Experten von der Technischen Universität Wien zu einem Vortragsabend und auch das Deutsche Museum stellt in einer Sonderausstellung Exponate aus.
"Bei keinem anderen Fahrzeug ist der Fahrer so wichtig"
Warum lenkt das Fahrrad von sich aus in die Richtung, in die es fällt? Warum haben Kreisel-Effekte solch großen Einfluss auf die Selbststabilität? Warum haben Stützräder beim Erlernen des Fahrradfahrens ausgedient? Und warum wirkt die nunmehr 200-jährige Geschichte des Zweirads wie ein evolutionärer Prozess, der sich aus heutiger Sicht so darstellt, als hätte das Fahrrad niemals anders aussehen können?
Das sind nur einige Fragen, denen Prof. Manfred Plöchl und Prof. Johannes Edelmann vom Institut für Mechanik und Mechatronik der Technischen Universität Wien am 27. März an der Hochschule München im Rahmen einer VDI-Vortragsreihe des AK Fahrzeugtechnik nachgingen. Informativ und kurzweilig entführten die Referenten das Auditorium in die fahrraddynamische Welt des Zweirads und boten neben stichhaltigen Forschungsergebnissen auch die konkrete Teilhabe an Experimenten. Wie sich etwa ein Lenkungsflattern bei plötzlichem Stabilitätsverlust (der sogenannte Whobble-Effekt) anfühlt, konnte man über die mitgebrachten Versuchsgegenstände hautnah miterleben und nach dem Vortrag testen.
v.l.: Prof. Peter Pfeffer, VDI-Vorstand München, mit Prof. Johannes Edelmann und Prof. Manfred Plöchl vom Institut für Mechanik und Mechatronik der Technischen Universität Wien nach dem Vortrag. (Quelle: VDI)
Fahrradgeschichte zum Anfassen
Die Geschichte des Zweirads ist bewegt. Das mag kaum überraschen. Bereits am 12. Januar 1818 erhielt Karl Drais das „badische Privileg“ für seine Laufmaschine. Mit den Auf- und Abschwüngen des Radfahrens in den folgenden 200 Jahren befasst sich die aktuelle Sonderausstellung „Balanceakte“ im Verkehrszentrum des Deutschen Museums, die noch bis zum 22. Juli zu sehen ist.
Drei Schwerpunkte hat die Ausstellung: Technik und Wirtschaft, Kultur und Sport, Mobilität und Verkehr. „Laufmaschine und Fahrrad sind ja ursprünglich nicht als Verkehrsmittel genutzt worden, sondern waren Abenteuermaschinen", sagt Bettina Gundler, Leiterin des Verkehrszentrums und eine der Kuratorinnen der Ausstellung. Sie fasziniert besonders an den „Balanceakten“, welchen gesellschaftlichen Wandel man an der Geschichte des Fahrrads zeigen kann: Von einem Vergnügen für Reiche wurde es in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zum Hauptverkehrsmittel für die Bevölkerung. Dann drängte die Motorisierung das Zweirad ins Abseits. Heute ist es wieder auf der Überholspur - als Alltagsverkehrsmittel und manchmal auch Weltanschauungs-Fortbewegungsmittel.
Davon zeugen auch die Exponate: Das ursprüngliche von Drais entwickelte Laufrad war eine Kuriosität - heute werden Lastenräder als stadttaugliche Alternative zum Auto eingesetzt, und wer es sich denn leisten kann und mag, fährt teure Luxusräder. Dabei sind die „Balanceakte“ natürlich nicht nur zum Anschauen: Besucher können vor Ort auch ausprobieren, wie ein Laufrad funktioniert – oder sich im Wettstreit auf den Energierädern auspowern.
Quelle: VDI Bezirksverein München