Die Meldungen zu einem drohenden Stromkollaps durch Elektroautos überschlagen sich. Das deutsche Stromnetz könne spätestens in 10 Jahren die steigende Zahl an Elektrofahrzeugen nicht mehr bewältigen. Was ist dran an diesen Prognosen?

Steht ein Blackout durch E-Autos bevor?

Am Montag, den 22. Januar legte die Managementberatung Oliver Wymans in München eine Studie vor, die in der Medienlandschaft große Wellen schlug. Darin werde ein Stromkollaps durch die wachsende Anzahl an E-Autos prognostiziert. Bei genauerer Betrachtung sind die Studienergebnisse aber weit weniger dramatisch als es in den vielen Meldungen anklingt. Zwar sehen die Autoren der Studie Handlungsbedarf, zeigen aber bereits Lösungswege auf, die den Ernstfall abwenden können.

Engpässe nicht vor 2032 zu erwarten

Ab einer E-Auto-Quote von 30 Prozent könne es den Autoren der Studie zufolge zur Überlastung des Stromnetzes in Deutschland kommen. Gemäß der Studie "E-Mobilität 2035", die die Beratung in Zusammenarbeit mit der TU München im Juli 2017 vorgelegt hat, werde die Quote voraussichtlich aber nicht vor 2035 erreicht. Nur in lokalen "E-Mobilitäts-Hotspots" könnte das auch schon früher der Fall sein. Bei einer Ortsnetzgröße von 120 Haushalten würden schon 36 Elektroautos ausreichen, um zu einer lokalen Überlastung des Netzes zu führen.

Die Versorgungssicherheit wird in sogenannten Ausfallstunden, Loss of Load Hours (LOLH) gemessen. Der 2016 ermittelte Durchschnittswert von 12 Minuten werde voraussichtlich ab 2032 überschritten. Ab diesem Zeitpunkt könnte die Versorgung nicht mehr ausreichend gesichert sein.

Lösungsansätze, um Überlastungen zu vermeiden

Der naheliegendste Ansatz ist ein Netzausbau. Betreiber müssten allerdings, um eine E-Auto-Quote von 50% zu decken, bis zu 11 Milliarden Euro investieren. Innogy-Managerin Hildegard Müller und E.ONs Vertriebsvorstand Karsten Wildberger äußerten sich in den letzten Tagen zur "Mammutaufgabe", die ihnen bevorstehe und taten ihre Bemühungen kund, Engpässen entgegenzuwirken.

Eine dezentrale Stromerzeugung und -speicherung durch Photovoltaik-Anlagen und lokale Speicher könne laut den Autoren der Studie zwar einen Puffer schaffen, um Überlastungen zu Spitzenzeiten zu reduzieren. Durch die witterungsabhängigen und jahreszeitlichen Schwankungen seien diese aber keine alleinige Lösung. 

Größtes Potenzial für eine Entlastung des Netzes hätten laut Wymans flexible Ladegänge. So würde das E-Auto nachts an der Steckdose durch eine entsprechende smarte Software dann geladen werden, wenn die Netzauslastung gering ist. Nützten 50% der E-Auto-Fahrer flexible Ladegänge, so würde erst eine E-Auto-Quote von 50% zu Überlastungen führen. Nähmen 93% der Fahrer teil, sei kein Netzausbau mehr notwendig. Mit einer Bezuschussung von 100 Euro pro Teilnehmer und Jahr könnten ein entsprechender Anreiz geschaffen und gleichzeitig 6,4 Milliarden eingespart werden.

Automobilhersteller investieren derzeit allerdings auch in die Entwicklung von Speichertechnologien. So forscht Audi beispielsweise zusammen mit dem Züricher Start-up Ampard an einem intelligenten Energienetz, das Photovoltaikanlagen mit stationären Batteriespeichern kombiniert. Das Audi Smart Energy Network soll mit dem Stromnetz interagieren und alle Anlagen zu einem virtuellen Kraftwerk zusammenschalten. (sih)

 

Quelle: Oliver Wymans / Audi

 

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