In der von der Unternehmensberatung McKinsey veröffentlichten Studie zum Marktanteil von E-Fahrzeugen nach Ländern zeigt sich erneut die Vorreiterstellung Chinas. Insgesamt wurden im Jahr 2017 erstmals über eine Million E-Fahrzeuge weltweit neu zugelassen. Auffällig sind bei der Entwicklung der Elektromobilität die regionalen Unterschiede, die sich laut den Beratern in Zukunft noch verstärken werden.
China weiterhin Spitzenreiter
Der McKinsey Electric Vehicle Index (EVI), der seit 2010 die Entwicklung der Elektromobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst, bietet für 2017 wenig Überraschungen: China ist mit 600.000 verkauften Elektroautos und einem Zuwachs von 72 % gegenüber dem Vorjahr der unangefochtene Spitzenreiter in Sachen Elektromobilität. Der Markt in Europa mit 306.000 (+39 %) und den USA mit 200.000 (+27 %) Neuzulassungen wächst zwar ebenfalls, aber deutlich langsamer. Deutschland kann mit 58.000 neuen E-Autos die Zahl der Neuzulassungen gegenüber 2016 verdoppeln und ist damit nach Norwegen der zweitgrößte Markt in Europa. Auch in der Produktion von Elektrofahrzeugen baut China die Vorreiterstellung weiter aus und kommt auf 41 % Weltmarktanteil. Japan mit 19 % und Deutschland mit 18 % liegen deutlich dahinter.
Kein weltweit einheitlicher E-Auto-Markt
Auffällig sind die regionalen Unterschiede in der Entwicklung: "Man kann nicht von einem weltweit einheitlichen E-Auto-Markt sprechen“, so Nicolai Müller, Seniorpartner von McKinsey. „Viele Faktoren unterscheiden sich von Land zu Land – teilweise von Stadt zu Stadt: von der Höhe der Kaufprämien über weitere Vorteile wie freies Parken bis hin zur Ladeinfrastruktur und den Regeln für Autos mit Verbrennungsmotor.“ Auch setzen sich ausländische Unternehmen in den großen Ländern bisher nicht durch. So stammen die fünf meistverkauften E-Autos in China von chinesischen Herstellern, in Deutschland sind vier der Top 5 deutsche Marken, ebenso wie es in den USA amerikanische Hersteller sind.
Dynamisches Wachstum von Angebot und Nachfrage
In China sind Angebot und Nachfrage gleichermaßen auf hohem Niveau, wohingegen sich in anderen Ländern Industrie und Markt stark voneinander unterscheiden. So auch in Deutschland: Während sich Deutschlands Hersteller international führend sind, ist der Anteil an E-Autos vergleichsweise gering. Möglicher Grund: China gewährt bei dem weltweit größten Angebot von knapp 100 verschiedenen E-Modellen eine Kaufprämie von rund 40% des Kaufpreises. In Deutschland sind es nur knapp 20%. In Europa sind Plug-in-Hybride sehr beliebt: Jedes zweite E-Auto hat einen Hybridantrieb - ein deutlich höherer Anteil als in Asien.
In den nächsten Jahren wird der Markt für Elektroautos weiter dynamisch wachsen. Für 2018 und 2019 sind weltweit knapp 250 neue E-Modelle angekündigt. Deutschland könnte mit den prognostizierten rund 1,3 Millionen E-Fahrzeugen jährlich zu China aufschließen. "Regionale Besonderheiten wie Kaufprämien, Infrastruktur und Regulierung werden die Märkte jedoch in Zukunft stärker auseinanderdriften lassen", so Müller. (sih)