Deutsche Batteriezellenfertigung: Hätte, würde, könnte

In Thüringen entsteht in naher Zukunft eine Batteriezellenfabrik des chinesischen Unternehmens CATL. Der Bundesverband eMobilität wirft der Bundeskanzlerin in einem offenen Brief vor, deutsche Firmen beim Aufbau dieses Know-Hows nicht unterstützt zu haben.

Nachfolgend der offene Brief des Bundesverband eMobilität:

 

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel,

mit großer Verwunderung haben wir Ihr Statement im Rahmen des Besuchs des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang zum Thema Batterieproduktion zur Kenntnis genommen.

Im ZDF heute journal vom 09.07.2018 sagen Sie hierzu: «Wenn wir es selber könnten, wäre ich auch nicht traurig. Aber nun ist es einmal so und wenn diese Investition schon stattfindet in Europa, dann ist es gut, wenn sie in Deutschland stattfindet.»

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow vermittelt zudem den Eindruck, dass wir froh da­rüber sein können, dass chinesische Investoren Kapital und Technologie mitbringen und nicht nur Know-how abgreifen. Diese Aussage wird wohl der Tatsache geschuldet sein, dass der chine­sische Hersteller CATL eine Batteriezellenfabrik für Elektroautos im Thüringer Industrie­gebiet Erfurter Kreuz plant und damit bis zu 1.000 neue Arbeitsplätze in der Region schaffen will. Der Redaktions-Sprecher im heute journal behauptet sogar, es handele sich um eine Technologie, die deutsche Firmen nicht beherrschen.

Das stimmt aber nicht.

Deutschland hätte in der Vergangenheit einiges dafür tun können, dass die Zellfertigung in zumindest überwiegend deutscher Hand bleibt.

Immer und immer wieder versuchen wir auf EU-, Bundes- und Länderebene Gehör zu finden. Alle unsere bisherigen Aktivitäten wurden abgelehnt und verworfen. Es geht inzwischen nicht nur um die Zellfertigung selbst, sondern auch um einen Batterie-Campus, der sich in Deutschland um die europäische Batterie-Produktions- und Forschungslandschaft bildet, um sich mit neuen Zell-Generationen zu beschäftigen und insbesondere, um Know-how und Wertschöpfung aufzubauen und langfristig zu sichern. In anderen Ländern, wie den USA und auch in Asien, forscht man längst an organischen Akkus. In Deutschland wird das, wie so vieles, was unsere Zukunft betrifft, ausgesessen, bis es so weit kommt wie jetzt in Thüringen.

Es gab einige deutsche Player, die sich intensiv mit dem Aufbau einer Zellfertigung in Deutsch­land beschäftigt haben. Allerdings wird die fehlende politische Unterstützung eine große Rolle bei der Entscheidung gegen ein Invest in dieser Größenordnung gespielt haben.

So hätte es z.B. für die Zellfertigung deutscher Initiatoren eine Bürgschaft zur Investitions­sicher­heit geben können. Eine Bürgschaft wäre nicht nur eine Sicherheit gegenüber den Investoren, sondern gleichzeitig ein klares politisches Statement für eine tatsächlich gewünschte Mobilitäts­wende.

Die Batteriezellenfertigung ist das Herzstück der künftigen Neuen Mobilität. Die Automotive-Branche ist neben der Energiewirtschaft das größte Gut der Deutschen Wirtschaft. Rund ein Viertel der automobilen Wertschöpfung liegt allein in der Batterie.

Im Bereich der Netzdienlichkeit von Elektromobilität stellt die Mobilitätswende zudem einen wesentlichen Baustein der Energiewende dar; insbesondere da die mobilen Speicher im Stromnetz der Zukunft (SmartGrid) die Integration Erneuerbarer Energien bei moderatem Netzausbau signifikant verbessern können.

In den vergangenen zehn Jahren sind mehr als zehn Milliarden Euro Subventionen an deutsche Automobilhersteller geflossen. Positive Auswirkungen dieser Förderungen in Bezug auf die Mobilitätswende sind leider bis dato nicht zu erkennen. Deutschland ist weder Erstmarkt, noch Leitmarkt. Dabei könnten wir dies in Bezug auf unser technologisches Know-how und in Bezug auf die Expertise und Leistungsfähigkeit deutscher Unternehmen ohne große Herausforderungen werden.

Wir könnten Weltmarktführer und Export-Weltmeister im Bereich der Schlüssel­technolo­gien Erneuerbare Energien und Elektromobilität werden und würden damit einen Jobmotor und eine wirtschaftliche Prosperität für Generationen erzeugen. Die Welt würde wieder auf den Standort Deutschland blicken und wir wären ein international anerkannter und gefragter Partner im Bereich der Green Economy. Das ist die Zukunft, i n die wir uns wirtschaftlich bewegen müssen.

An dieser Stelle wagen wir zudem die Prognose, dass dieses gebündelte Engagement in nach­haltige Technologien sich dahingehend auswirken würde, dass auch andere Länder sich diesem Beispiel anschließen und wir gemeinsam etwas gegen den Klimawandel ausrichten können. Uns fehlt in Wirtschaft, Politik und Medien gleichermaßen die Erkenntnis, dass sich dieses Engage­ment für unser Land auszahlen würde. Gleichzeitig können wir damit unseren Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutzabkommen nachkommen.

Wir bitten Sie in Ihrer Position als Bundeskanzlerin eindringlich darum, diese Themen mit hoher Priorität voran zu treiben und bieten Ihnen hierbei natürlich gerne unsere volle Unterstützung und Kooperation an.

Seit Jahren fordern wir seitens des Bundesverbands eMobilität den Aufbau einer Zellfertigung in Deutschland und zwar gemeinsam mit unseren innovativen und auch zu diesem Thema bestens aufgestellten Mitgliedsunternehmen. Hierzu gehört insbesondere Sven Bauer von BMZ mit dem Netzwerk-Konsortium TerraE. Konkrete Gespräche bezüglich einer Ansiedlungsstrategie haben bereits mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, dem bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer und vielen anderen in Bund und Ländern stattgefunden.

Entgegen der zuvor beschriebenen Aussagen, sind unsere deutschen Unternehmen sehr wohl in der Lage eine technologisch fortschrittliche und wirtschaftlich profitable Batteriezellenfertigung in Deutschland aufzubauen. Wir müssen es nur wollen..!

Wir freuen uns auf einen konstruktiven und weiterführenden Dialog.

Mit freundlichen Grüßen

BEM-Präsident Kurt Sigl & BEM-Vize-Präsident Christian Heep 

 

Quelle: Pressemitteilung BEM

 

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