Alex Melzer Zolar

Aufgrund der Corona-Krise könne der deutschen Wirtschaft die tiefste Rezession seit dem zweiten Weltkrieg drohen, das ist laut einer Prognose des Wirtschaftsministeriums zu befürchten. Insbesondere die deutsche Automobilindustrie hofft auf finanzielle Unterstützung von Seiten der Bundesregierung in Form einer Kaufprämie für Neuwagen im Rahmen des Konjunkturpakets, um damit die stagnierende Nachfrage abzufedern.

Doch immer mehr Stimmen fordern jedoch, dass staatliche Förderungen gerade jetzt die Mobilitäts- und die Energiewende vorantreiben müssen. Anstelle von Kaufanreizen für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren – wie von der Automobilbranche gefordert – soll ein grünes Konjunkturprogramm die Elektromobilität und den öffentlichen Nahverkehr fördern.

Viele Verbraucher sind diesbezüglich bereits ein Vorbild und zeigen Eigeninitiative im Kampf gegen die Klimakrise und für eine nachhaltige Mobilität. Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen, mit denen neben der Deckung des eigenen Energiebedarfs auch Ladekapazität für Elektrofahrzeuge entsteht, wächst. Der Gesetzgeber sollte diesen Trend gerade jetzt unterstützen. Dazu müssen in erster Linie staatliche Förderungen erweitert sowie Beschränkungen für private Charge-Sharing-Modelle gelockert werden.

Eigenheimbesitzer planen Elektroladesäulen bereits vor

Die meisten Menschen pendeln täglich weniger als 20 Kilometer zur Arbeit und zurück, was in der Regel bedeutet, dass das E-Auto für die allermeisten Arbeitnehmer bereits heute die Kapazitäten bietet, den Verbrennungsmotor gesellschaftlich und finanziell unattraktiv werden zu lassen. Die fehlende Infrastruktur für Elektroladesäulen im öffentlichen Raum ersetzen sich Eigenheimbesitzer immer öfter selbst, denn rund 70 Prozent der Ladevorgänge für E-Autos finden zu Hause statt. Wenn Solaranlagen über unser Portal konzipiert werden, erkundigen sich bereits heute über 75 Prozent der Interessenten nach der Möglichkeit, eine Ladesäule mit zu erwerben oder mindestens in die Konzeption für den geplanten Kauf eines E-Autos direkt mit aufzunehmen.

Private Ladekapazitäten machen Mobilitätswende möglich – mit der passenden Förderung 

Es wird nun Zeit, dass der Gesetzgeber die bestehenden Förderungen für Elektrosäulen bundesweit einheitlich gestaltet und Verbrauchern weitere Anreize setzt, in die private Ladeinfrastruktur zu investieren. Denn die Kombination aus privaten Solaranlagen und Wallboxen hat das Potenzial, fehlende Kapazitäten in der öffentlichen Ladeinfrastruktur – deren Ausbau im Übrigen genauso verschlafen wurde wie der der Verteilernetze – mindestens zu überbrücken. Würden heute alle Personen in einer Straße darauf bestehen, über das öffentliche Verteilernetz via Strom ihr E-Auto aufzutanken, hätten die öffentlichen Versorger ernsthafte Schwierigkeiten, dieser Nachfrage auch nur ansatzweise gerecht zu werden.

Verteilernetz entlasten, Anreize für privates Charge Sharing schaffen

Wenn wir also wollen, dass Autobesitzer künftig nicht nur E-Autos kaufen und den ‚Tank‘ mit nachhaltigem Strom befüllen, sondern auch, dass uns unser Verteilnetz noch eine Weile erhalten bleibt, macht nur eine kombinierte Förderung Sinn. Elektroladesäulen müssen in Kombination mit regenerativen Energiequellen und dezentralen Einspeisungsmöglichkeiten gefördert werden, wie dies etwa die an die heimische Solaranlage angeschlossene Wallbox ermöglicht. Angesichts der angespannten Situation auf dem Strommarkt wäre auch zu überlegen, ob der Gesetzgeber künftig nachbarschaftliche Konzepte, etwa gemeinsam genutzte, private Elektroladesäulen ermöglicht. Aktuell wird ein engagierter Bürger, der Nachbarn gegen Entgelt laden lässt, in Deutschland automatisch zum Energieversorger mit absurd vielen Veröffentlichungspflichten. Es wird Zeit, dass die Politik Deutschland aus der mobilen Steinzeit holt – und endlich vernünftige Förderkonzepte auf den Tisch legt, die nicht nur saubere Energie, sondern die in so gut wie allen Branchen inzwischen bewährten Sharingmodelle zeitgemäß unterstützen.

Quelle: Zolar