Webasto-Vorstandschef Dr. Holger Engelmann

Beim Autozulieferer Webasto gingen im vergangenen Jahr sowohl der Umsatz als auch der Gewinn vor Steuern zurück. Auch für dieses Jahr erwartet das Unternehmen keinen Sprung nach oben. Allerdings wurde und wird kräftig investiert: In neue Werke oder Werkserweiterungen in Asien und in den USA, die Umstrukturierung der Standorte in Deutschland und die Mobilität der Zukunft. Bis 2025 will der Zulieferer den Umsatz verdoppeln.

"Ohne Investitionen Verbesserung des Ebit"

"Wir sind zufrieden mit dem, was wir 2018 abliefern konnten", erklärte Dr. Holger Engelmann, Vorsitzender des Vorstands von Webasto, auf der diesjährigen Jahrespressekonferenz des Autozulieferers. Warum das so ist, obwohl der Umsatz mit rund 3,4 Milliarden Euro leicht unter dem Vorjahr beziehungsweise wechselkursbereinigt in etwa auf Vorjahresniveau lag und das Ebit von 248 Millionen auf 202 Millionen Euro sank, begründete er mit Blick auf die Investitionen in neue Technologien und Geschäftsfelder. "Ohne diese Ausgaben blicken wir auf eine Verbesserung des Ebit", so Engelmann. Darüber verwies er auf die erneute Steigerung der Eigenkapitalquote auf 49 Prozent beziehungsweise rund 1,2 Milliarden Euro. Auch wenn sich das "schwierige Marktumfeld" und der "schwache Auftragseingang 2013/14" auf Umsatz und Gewinn ausgewirkt hätten.

Elektromobilität: "Zartes Pflänzchen"

Im Detail entfielen auf das Geschäft mit Schiebe-, Panorama- und Cabriodächern 2,8 Milliarden Euro (82 Prozent), auf Heiz- und Klimalösungen knapp 600 Millionen Euro (17 Prozent) und etwa 20 Millionen Euro auf den "Start-up-Bereich" Batterien und Ladelösungen – hier vor allem auf das Geschäft mit Ladelösungen (ein Prozent). "Dieser Bereich ist noch ein kleines, zartes Pflänzchen, das aber wachsen wird", gab sich Engelmann überzeugt.

Regional betrachtet wurde rund 42 Prozent des Umsatzes der Webasto Gruppe in Asien generiert, 41 Prozent in Europa und 17 Prozent in  Amerika. Damit lag der Umsatz in Asien erstmals leicht über dem in Europa erzielten. Webasto begründet dies mit der "anhaltend positiven Entwicklung in China": Hier konnte der Umsatz gegen den Markttrend um mehr als sechs Prozent auf über 1,2 Milliarden Euro gesteigert werden. 

Optimistischer Blick

Für das laufende Jahr erwartet der Zulieferer keineswegs einen gewaltigen Sprung nach oben. 2019 sei ein "unsicheres Jahr". Nachdem im ersten Quartal ein Ebit von 24 Millionen Euro im Vergleich zu 67 Millionen Euro im ersten Quartal 2018 erwirtschaftet wurde und der Umsatz 862 Millionen Euro nach 849 Millionen Euro im Vorjahresquartal betrug ("wechselkursbedingt auf Vorjahresniveau"), prognostiziert Webasto für das Gesamtjahr ein "leichtes Plus" beim Umsatz und geht davon aus, dass das Ebit 2019 leicht unter dem von 2018 liegen wird. "Wir haben mit Blick aufs Ergebnis eine Annäherung an 2018 Visier, was sich allerdings durchaus im Zweiwochen-Zyklus ändern kann," so Engelmann. Das sei unter anderem dem Handelsstreit USA gegen China geschuldet.

Der derzeit vorhandene Auftragsbestand von 22,8 Milliarden Euro, von denen 2,6 Milliarden Euro auf neue Technologien entfallen, sei eine wesentliche Stütze. Dieser beeinflusse die mittelfristige Umsatzprognose positiv. Engelmann, der wiederholt betonte, dass Optimismus grundsätzlich wichtig ist, sieht Webasto „mit Schwung und Innovationskraft in die mobile Zukunft steuern. "Bis 2025 wollen wir den Umsatz verdoppeln", kündigte der Vorstandsvorsitzende an.

Batterieproduktion soll 2019 anlaufen

Grundpfeiler, um diesen ambitionierten Plan erreichen zu können, sind Investitionen und eine tiefgreifende interne Umstrukturierung des global aufgestellten Unternehmens. 2018 habe "die Stärkung der Technologieführerschaft zur langfristigen strategischen Weiterentwicklung der Unternehmensgruppe im Vordergrund" gestanden. 271 Millionen Euro wurden für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das entsprach im Vergleich zu 2017 einer Steigerung um 16,5 Prozent. Die Mittel flossen in die Produktentwicklung für Batteriesysteme, Ladestationen und elektrisches Heizen, die Stärkung der Mechatronik-Kompetenz und die Vorentwicklung in allen Geschäftsbereichen.

Reichlich 100 Batterie-Experten sind mittlerweile bei Webasto angestellt. Das erste Standard-Batteriesystems von Webasto in modularer Bauweise soll Ende 2019 in Serie gehen. Die Zellen dafür bezieht Webasto von kooperierenden Unternehmen aus Asien. Eine aus Nachverhandlungen der Lieferanten resultierende Preisspirale erlebe man in den aktuell laufenden Projekten nicht. "Wir wollen keine Batteriezellen herstellen", erklärte Engelmann. "Offen" sei man gegenüber der Wahl der Zelllieferanten. Webasto testet die Zellen mit Blick auf die benötigte Qualität. Auch solche aus europäischer oder deutscher Fertigung kommen für das Unternehmen in Frage, allerdings mit einer Einschränkung: "sofern die deutsche beziehungsweise europäische Zellproduktion konkurrenzfähig ist", gab Engelmann zu bedenken.

Versprechen: 2019 mehr Mitarbeiter in Deutschland

Das Webasto-Standard-Batteriesystem für Nutzfahrzeuge wird künftig in Schierling gebaut. Bisher war dort das Kompetenzzentrum für Leichtbautechnologien und die Produktion von Dächern angesiedelt. Elf Millionen Euro fließen für den Umbau in den Standort. Utting am Ammersee soll golables Kompetenzzentrum für Anlagenbau und Automatisierung werden, an dem Know-how und Standards für die Dach-Produktion entwickelt  werden, um diese Expertise anschließend an Standorte weltweit zu exportieren. "Maximale Automatisierung" lautet das Stichwort. "Entwicklungsseitig schlägt unser Herz aber immer noch in Deutschland", so Engelmann. Der Standort Hengersberg bleibt Kompetenzzentrum Cabrio. Zusätzlich sollen dort innovative Dachkonzepte entwickelt werden. Neu ist außerdem, dass in Hengersberg die Forschung und Entwicklung, das Testing und der Prototypenbau für Batteriesysteme stattfinden. Dafür will Webasto 2019 rund 18 Millionen Euro in Hengersberg investieren.

Elektrische Heizungen

Lag die Mitarbeiterzahl Ende 2018 hierzulande bei rund 3.800, soll sie bis Ende 2019 auf zirka 4.000 zulegen. Weniger Angestellte wird es allerdings in der Produktion in Deutschland geben. Weltweit war die Zahl der Mitarbeiter im vergangenen Jahr um etwa fünf Prozent gestiegen.

Präsenz in Asien wird ausgebaut

In China, in Jiaxing, entsteht gerade das 11. Werk von Webasto auf 44.000 qm. In diesem werden Dächer produziert, und es soll zum Kompetenzzentrum für Batterien inklusive Testing und Prototypenbau werden. Seit 2018 und noch in diesem Jahr werden dort gut 40 Millionen Euro investiert. Der Standort Wuhan, ebenfalls in China, wird ausgebaut. Die Fläche wird mit einem Investitonsvolumen von zirka 50 Millionen Euro 2018/19 auf 41.000 qm vervierfacht. In der Fabrik in Wuhan werden sowohl Dächer produziert als auch elektrische Heizungen. Webasto bietet Hochvoltheizer (HVH) für Hybrid- und Elektrokraftfahrzeuge. Diese heizen unter anderem die Batterie vor, um ihre Leistung optimal auszuschöpfen. Dank Schichtheiz-Technologie soll der HVH elektrische Energie nahezu verlustfrei in Wärme umwandeln können. "Hier bildet sich ein neuer Markt, der groß zu werden verspricht", so Engelmann.

In Asien wurde die Präsenz im April dieses Jahres zudem auch mit der Übernahme aller Anteile des langjährigen südkoreanischen Joint-Venture-Partners Webasto Donghee verstärkt. Damit wurde das auf die Produktion und den Vertrieb von Panoramadächern ausgerichtete bisherige Gemeinschaftsunternehmen zu 100 Prozent in Webasto eingegliedert. Hyundai und die zur Hyundai Motor Group gehörende Marke Kia wurden Webastos Kunde. Fünf Werke in Südkorea, China und der Slowakei sind im Rahmen der "bisher größten Akquisition in der Geschichte von Webasto" hinzugekommen. Webasto verspricht sich einen Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Autobauer: Könnten diesem doch ab sofort alle Produkte von den Webasto-Mitarbeitern angeboten werden. Das dürften dann neben Dächern, elektrischen Heizungen und Batterien auch die Ladelösungen von Webasto sein.

Investitionen in Amerika

In Amerika, in Plymouth und Irapuato, wird ebenfalls in Produktionskapazitäten investiert. 250 Arbeitsplätze sollen ab Ende 2020 mit geplantem Produktionsbeginn in Plymouth geschaffen werden. 40 Millionen Euro fließen in das 27.000 qm-Werk für Cabriodächer. Am Standort Irapuato wird das Werk erweitert, um die Dachproduktion auszubauen. Die Eröffnung des 40 Millionen Euro Ausbaus ist für den Sommer 2019 vorgesehen.

Neue Organisation

Auch die interne Struktur von Webasto wurde angepasst, "um die Zukunftsausrichtung zu stärken". Seit Anfang 2019 gliedert sich die Unternehmensgruppe in drei Geschäftsbereiche. "Roof & Components", die  Entwicklung und Produktion von Schiebe-, Panorama- und Cabriodächern umfasst und "Energy & Components", die Entwicklung und Produktion von Batteriesystemen, Ladelösungen sowie elektrischen und kraftstoffbetriebenen Heizsystemen. Beide Bereiche sprechen die Zielgruppen der Pkw- und Nutzfahrzeughersteller an. Das dritte Segment, Customized Solutions, bietet Lösungen und Services für Endkunden, Handelspartner sowie Spezialfahrzeughersteller. Mit Blick auf diese seien die Herausforderungen andere als beim Vertrieb an die Autobhersteller.

Die Ansprechpartner sind nun über sämtliche Geschäftsbereiche beziehungsweise über das gesamte Produktportfolio hinweg für entsprechende Kundengruppen verantwortlich. Um die neuen Produkte aus dem Bereich der Elektromobilität erfolgreich anbieten zu können, soll unter anderem das Aftermarket gestärkt werden.

Warum man bei Webasto an die Elektromobilität glaubt

Damit sind die Grundlagen für die Zukunft für Webasto gelegt. Die Erwartungen des Zulieferers sind hoch. Sechs bis sieben Milliarden Euro will das Unternehmen 2025 Umsatz erwirtschaften, doppelt so viel wie heute. Zirka eine Milliarde Euro Umsatz erwartet der Zulieferer vom Bereich der elektromobilen Lösungen in sechs Jahren, nach 19 Millionen 2018. Denn das Unternehmen glaubt an die Antriebsform.

"Es mag sein, dass es am Ende Mischformen mit Blick auf die Antriebstechniken geben wird und nicht in allen Regionen, zum Beispiel sehr ländlichen und weitläufigen, wird sich die Elektromobilität gleich gut entwickeln. Allerdings setzen wir sehr stark auf den Anschub durch den Gesetzgeber in Verbindung mit den Investitionen der Marktakteure. Ist einmal so viel investiert worden, hat es die nächste Technologie grundsätzlich von vorneherein schwerer, sich durchzusetzen," erklärte Engelmann die Entscheidung für das Engagement im Bereich der Elektromobilität. Und nein, im Bereich Brennstoffzellen hege Webasto keine Pläne. (khof)

Quelle: Webasto

 

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