Elektromobilität und Stromnetze: EnBW-Tochter startet Testprojekt

Zehn Haushalte, elf Elektroautos, aber nur ein Stromkreis: In der Belchenstraße in Ostfildern-Ruit nahe Stuttgart hat am 30. Juni der Härtetest für das örtliche Stromnetz begonnen. In der „E-Mobility Allee“ von Netze BW dreht sich in den nächsten Monaten alles um die Frage: Wie wirkt sich im Alltag gelebte Elektromobilität auf das örtliche Stromnetz aus?

Was passiert, wenn...?

Wenn viele Elektrofahrzeuge gleichzeitig am gleichen Stromkreis laden wollen, steht das örtliche Stromnetz vor neuen Herausforderungen: Bislang dominieren in Wohngebieten die typischen Haushaltsgeräte wie Herd, Wasch- oder Spülmaschine den Strombedarf: Die Schwankungen sind vergleichsweise gering, und das Netz ist auf die benötigte maximale Stromstärke ausgelegt.

Aber was geschieht, wenn die Bewohner der E-Mobility Allee – die alle über ein und denselben Stromkreis versorgt werden – am Abend gleichzeitig ihr E-Auto aufladen wollen? Oder tun sie das vielleicht gar nicht? Kann durch den Einsatz von Batteriespeichern bei Bedarf die Netzstabilität verbessert werden? Und wie lässt sich das Ladeverhalten möglicherweise kunden- und zugleich netzfreundlich steuern? Genau diese Fragen soll das Projekt „E-Mobility Allee“ in den nächsten Monaten beantworten und damit wichtige Erkenntnisse für die Planung der Stromnetze gewinnen.

Querschnitt bei Testpersonen-und Fahrzeugen

Mit der Belchenstraße im baden-württembergischen Ostfildern-Ruit wurde gezielt ein typisches Wohngebiet mit Eigenheimen im Ballungsraum ausgesucht. Dahinter steht die Annahme, dass die Elektromobilität in solchen Gebieten am schnellsten Fuß fassen wird und damit dort auch zuerst Herausforderungen für das Stromnetz entstehen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind heterogen: vom Vielfahrer bis zum Gelegenheitsfahrer, von der Familie mit kleinen Kindern bis zum Rentner. "Dementsprechend sind auch die Fahrgewohnheiten und bisherige Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen ganz unterschiedlich" so der Projektinitiator Netze BW.

Auch bei den Fahrzeugen wurde auf Diversität geachtet: Im Test-Einsatz sind E-Autos mit unterschiedlicher Reichweite und Ladeleistung. Jeder Haushalt bekommt entweder einen e-Golf, einen BMW i3 oder einen Renault Zoe. Außerdem dürfen alle Teilnehmer jeweils drei Wochen lang einen Tesla Model S 75D fahren. Daneben stellt die EnBW-Tochter Netze BW jedem Haushalt kostenlos eine Ladebox mit einer möglichen Leistung von bis zu 22 Kilowatt zur Verfügung.

Die Stadt Ostfildern unterstützt das Projekt; mehrere Hochschulinstitute begleiten es zudem wissenschaftlich. „Wir wollen uns nicht allein auf theoretische Berechnungen und Prognosen verlassen, sondern live beobachten und testen. Wenn der Hochlauf der Elektromobilität dann tatsächlich Fahrt aufnimmt, sind wir gerüstet“, begründet Netze BW-Geschäftsführer Martin Konermann die Initiative. (aho)

 

Quelle: Netze BW