Elektroauto im DLR-Flottentest

Welche Erwartungen haben Flottenbetreiber an Elektrofahrzeuge und wie schlagen sich diese im Alltagseinsatz? Dominiert nachhaltiger Fahrspaß oder bereitet die Reichweite Probleme? Diesen Fragen sind Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nachgegangen - mit interessanten Ergebnissen.

Drei Jahre lang wurde beobachtet und ausgewertet

Dafür begleiteten sie in dem Modellprojekt „elektrisch mobil“ den gewerblichen Einsatz elektrischer Fahrzeuge, die von der Erzdiözese Freiburg an verschiedenen Standorten genutzt wurden. Über einen Zeitraum von drei Jahren haben mobile Pflegedienste und Serviceeinrichtungen der Erzdiözese 15 Elektroautos unterschiedlicher Hersteller erprobt.

Die Forscher des DLR-Instituts für Fahrzeugkonzepte untersuchten parallel dazu den realen Energiebedarf der E-Fahrzeuge sowie die Kosten für Anschaffung, Nutzung und die benötigte Infrastruktur. Auch die Erwartungen und Erfahrungen der Fahrer flossen in die Bewertung mit ein. „Zum Projektstart hatten nur wenige Nutzer Erfahrung mit Elektrofahrzeugen“, so die Wissenschaftler. Nach einem Jahr zogen die Beschäftigten dann eine erste Bilanz.

Reichweitensorge: In diesem Fall unberechtigt

Als besonders positiv beurteilten die Nutzer dabei die Geräuscharmut, den Fahrspaß sowie das Beschleunigungsverhalten der Stromer. Die Reaktionen des Umfelds, beispielsweise von Kunden, wurden als überwiegend positiv wahrgenommen. Die Nutzer und Einrichtungsleiter bewerteten den Einsatz der Elektroautos als Image-Aufwertung für die Einrichtung.

"Unsere Studie hat gezeigt, dass die Nutzer mit ihren Elektrofahrzeugen zufrieden waren und diese gerne gefahren haben, trotz Einschränkungen bei der Reichweite und gelegentlichen technischen oder logistischen Problemen, beispielsweise beim Laden",

- DLR-Projektbetreuerin Ulrike Kugler 

Die Installation der notwendigen Ladeinfrastruktur habe sich aus technischer, organisatorischer und rechtlicher Sicht jedoch als sehr aufwändig erwiesen. Teilweise zog sie auch ungeplante Kosten nach sich, so die Projektverantwortlichen. Die Erfahrung habe jedoch auch deutlich gezeigt, dass für den gewerblichen Einsatz in diesem Umfeld hohe Reichweiten nicht unbedingt erforderlich sind.

Die Auswertung der im Fahrzeug integrierten Datenlogger zeigte, dass fast alle Nutzer die Kapazität ihrer Batterie nicht ausreizten, sondern ihre Elektrofahrzeuge spätestens bei einem Ladezustand von 40 Prozent luden. „Wichtiger ist es daher, ein Aufladen auch zwischendurch zu ermöglichen", schlussfolgert Ulrike Kugler.

 

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Die DLR-Wissenschaftler untersuchten auch das Ladeverhalten der Nutzer (© Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.)

Öko-Bilanz: Abhängig vom eingesetzten Strommix

Die Öko-Bilanz der Stromer fiel grundsätzlich positiv aus: Durch den Einsatz eines Strommix aus rein regenerativen Quellen konnten die Kohlenstoffdioxidemissionen im Vergleich zu konventionellen Diesel- und Benzinfahrzeugen deutlich unterboten werden. Die Mehremissionen, die vor allem bei der Herstellung der Fahrzeugbatterie entstehen, amortisierten sich innerhalb der Nutzungsdauer von drei Jahren.

"Werden die Fahrzeuge weiter verwendet, ist dieser ‚ökologische Rucksack‘ dann bereits verschwunden", so Kugler weiter. Der zum Aufladen genutzte Strommix ist dabei allerdings der entscheidende Faktor: Kommt statt aus Erneuerbaren Energien ein konventioneller Strommix zum Einsatz, fällt die Umwelt-Bilanz schlechter aus. Die Amortisation der anfänglich höheren Emissionen aus der Batterie-Herstellung dauert entsprechend länger.

"Für die Verbreitung der Elektrmobilität sind gewerbliche Fahrzeugflotten prädestiniert"

Vieles ist bereits gut – aber es geht noch besser

Der Kostenfaktor der Elektroautos sei im Modellprojekt eher negativ zu bewerten, so die DLR-Wissenschaftler. Der Grund: Ohne die Förderung  des Modellprojekts seien die realen Kosten pro Kilometer immer noch höher als für vergleichbare Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb bei gleicher Fahrleistung.

"Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse unserer Studie, dass gewerbliche Fahrzeugflotten prädestiniert sind, wenn es um die Verbreitung der Elektromobilität und das Gewinnen praktischer Erfahrungen geht. Denn hier können die momentan noch vorhandenen Einstiegshürden, wie die hohen Anschaffungskosten, die benötigte Ladeinfrastruktur und die begrenzte Reichweite, besser bewältigt werden als das im privaten Nutzungsbereich möglich ist", bilanziert DLR-Wissenschaftlerin Ulrike Kugler.

Der Ausbau der Elektromobilität ist Ziel des aktuell vereinbarten Koalitionsvertrags. Konkret sollen bis zum Jahr 2020 mindestens 100.000 Ladepunkte, davon mindestens ein Drittel Schnellladesäulen für Elektrofahrzeuge zusätzlich verfügbar gemacht werden. Langfristig begleitete Modellprojekte wie „elektrisch mobil“  sollen helfen, wichtige Erkenntnisse für den Ausbau der Elektromobilität zu gewinnen. (aho)

 

Quelle: dlr.de Die Ergebnisse der Studie werden dort als PDF zum Download bereitgestellt.

 

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