Das Beratungsunternehmen KPMG hat weltweit über 900 Entscheider in der Automotive-Branche zu ihren Einschätzungen für 2018 befragt: Welche Zukunft haben Elektro-Antriebe und was sind die wichtigsten Trends für dieses Jahr? Einige Antworten fallen überraschend aus.
Insgesamt 907 Manager weltweit nahmen an der anonymen KPMG-Umfrage teil: vom Abteilungsleiter bis zum CEO aus den Bereichen Autohersteller, Zulieferer, Technologie- und Elektronikunternehmen, Mobilitätsdienstleister, Händler, Finanzdienstleister, und Energie/-Infrastrukturanbieter.
Der Verbrennungsmotor bleibt ein wichtiges Thema
Weltweit gehen die Entscheider davon aus, dass sich bis 2040 die Marktanteile der einzelnen Antriebsmöglichkeiten von Verbrennungsmotor (25 Prozent), Hybrid (24 Prozent), Brennstoffzelle (25 Prozent) und Elektroauto (26 Prozent) stark angleichen werden. Beim Thema "Zukunft des Diesel" herrscht Uneinigkeit: 50 Prozent der Entscheider glauben, dass Diesel auch in Zukunft eine brauchbare Antriebstechnologie stellen wird, 50 Prozent halten dagegen.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Befragten die Kosten (30 Prozent) und die Infrastruktur (28 Prozent) als die wichtigsten Herausforderungen für die Elektromobilität benennen, gefolgt von rechtlichen Rahmenbedingungen (25 Prozent). Der ökologische Fußabdruck spielt mit 18 Prozent eine eher untergeordnete Rolle.
Zudem sind von den weltweit befragten Führungskräften 54 Prozent der Meinung, dass die Zukunft der rein batterieelektrischen Fahrzeuge an den Herausforderungen für die erforderliche Infrastruktur scheitern wird. In Deutschland stimmen dieser Aussage ingesamt 57 Prozent aller Autohersteller-Chefs zu, 43 Prozent teilen diese Auffassung nicht.
© KPMG Automotive Institute
Besonders auffällig ist, dass zwischen den vollmundigen Elektrifizierungs-Ankündigungen der internationalen Autobauer und den firmeninternen Vorstellungen offenbar gravierende Unterschiede bestehen: Ganze 86 Prozent der Autobauer-CEOs weltweit sind davon überzeugt, dass "Verbrennungsmotoren auch langfristig eine wichtigere Rolle spielen werden als elektronische Antriebstechniken". Berücksichtigt man dabei nur die Chefs der deutschen Autohersteller, stimmen dieser Aussage ebenfalls 86 Prozent zu.
Die Ladezeit - DER Erfolgsfaktor für BEV?
60 Prozent der Entscheider weltweit glauben, dass die Ladezeit der BEV ähnlich kurz sein müsse wie die Betankungszeit von Autos mit Verbrennungsmotoren, um den Siegeszug der Elektromobilität nicht scheitern zu lassen. 26 Prozent verneinen dies. In Deutschland vertreten 55 Prozent der Manager diese Anssicht, 37 Prozent halten dagegen.
Sind Brennstoffzellen-Fahrzeuge das Erfolgs-Konzept der Zukunft? Ja, sagen gut 63 Prozent der deutschen Entscheider (16 Prozent stimmen vollständig zu, 16 Prozent teilweise). Gut ein Viertel ist noch unentschlossen.
Welcher Autohersteller wird 2025 führend im Bereich Elektromobilität sein? Platz eins geht überraschenderweise an einen deutschen Autobauer: BMW. Tesla belegt Platz 2. BYD, das chinesische Start-up, kommt auf Platz 3. Etablierte Marken wie Toyota, Daimler und Ford büßen im Vergleich zu den Vorjahresanalysen dagegen Punkte ein. Abgeschlagen auf dem letzten Platz mit drei Prozent der Stimmen liegt General Motors.
Berücksichtigt man nur die Aussagen der Autohersteller-Chefs auf globaler Ebene, zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab: Zwar steht auch hier BMW auf Platz 1, auf Platz 2 folgt jedoch Brilliance Autos, ein chinesischer Autohersteller. Platz 3 belegt Tesla, der letzte Platz geht an Volkswagen.
Start-ups vs. Etablierte
Der Trend zeige, dass traditionelle Automarken zunehmend durch junge, dynamische Unternehmen und Technologie-Start-ups stark unter Druck geraten, so die Studienautoren. Jeder dritte Verbraucher zieht laut Studie ein Auto von einem Newcomer mit voll elektrifiziertem Portfolio dem eines etablierten Herstellers vor - selbst wenn die Fahrzeuge sich in den Punkten Leistung und Reichweite nicht unterscheiden.
Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind nach Ansicht der Manager global gesehen der Trend Nummer 1 für 2018. Vor zwei Jahren belegten FCEVs noch den fünften Platz. Der Themenbereich "Konnektivität und Digitalisierung" nimmt den zweiten Platz ein, batteriebetriebene Mobilität den dritten Platz. (aho)
Quelle: gaes.kpmg.de