Magdeburger Uni forscht an autonomem E-Bike

Ein Team aus Maschinenbauern, Informatikern, Logistikern und Umweltpsychologen der Universität Magdeburg tüftelt an einem selbstfahrenden E-Bike. Die Lastenräder sollen selbstständig zum Nutzer fahren. Neben den technischen Aspekten spielt auch das Verhalten der Passanten eine Rolle.

E-Bikes in Rufbereitschaft

Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es, eine Rufbereitschaft autonomer Lastenräder in der Landeshauptstadt Magdeburg zu realisieren. In wenigen Jahren - angedacht ist 2020 - soll nach Vorstellung der Wissenschaftler eine Flotte von rufbereiten E-Bikes den öffentlichen und individuellen Magdeburger Nahverkehr integriert werden. Auch der Universitätscampus soll mit einem autononem Bike-Sharing-System ausgestattet werden.

Der Plan: Über eine Smartphone-App soll sich das E-Bike zu jedem beliebigen Standort rufen lassen. Nach der Nutzung fährt es ebenso selbstständig in ein zentrales Depot zurück. Die E-Bikes sollen je nach Bedarf auch mit zusätzlichen Transportmodulen ausgestattet sein; beispielsweise für den Lastentransport. Das Drei-Rad-Konzept soll dem Bike Stabilität verleihen.

Ein Prototyp des autonom fahrenden E-Bikes wird bereits in den nächsten Wochen im Magdeburger Straßenverkehr getestet. Ausgestattet mit hochentwickelter Messtechnik „erkennt“ das selbstfahrende Lastenrad Bordsteine oder andere Verkehrsteilnehmer und kann analysieren, welche Sensorik bei welchen Witterungsbedingungen am besten geeignet ist.

"Das Projekt birgt technische, juristische und wahrnehmungspsychologische Herausforderungen"

- Stephan Schmidt vom Lehrstuhl Autonomes Fahren der Fakultät für Maschinenbau

Wie reagieren die Passanten?

Zeitgleich wollen die projektbeteiligten Umweltpsychologen Umfragen mit potenziellen Nutzern des ungewöhnlichen Fahrzeuges durchführen. „Besonders spannend ist für uns dabei, wie die Interaktion mit Passanten gestaltet werden kann und welche Faktoren sich auf die Akzeptanz des E-Bikes auswirken“, führt Karen Krause vom Lehrstuhl für Umweltpsychologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg aus. Parallel dazu laufen Gespräche mit Verkehrsplanern und mit Vertretern des öffentlichen Nahverkehrs, um die Integration des E-Bikes in den Strassenverkehr zu planen.

Diese Revolution im Kleinen, also der urbanen Mikromobilität, mache eine Vielzahl ingenieurwissenschaftlicher, betriebswirtschaftlicher, sozial- und humanwissenschaftlicher Entscheidungen notwendig, betont Juniorprofessor Stephan Schmidt vom Lehrstuhl Autonomes Fahren der Fakultät für Maschinenbau.„Die Überquerung eines autonom fahrendes E-Bikes einer vielbefahrenen Straße ohne Ampel bringt  technisch, juristisch, aber auch wahrnehmungspsychologisch erhebliche Herausforderungen mit sich.“

Fahrerlose Bikes als Teil des Stadtbildes

"Eine der größten Herausforderungen des Projektes liegt in der fehlertoleranten Umgebungserfassung“, bestätigt auch der Informatiker und Juniorprofessor Sebastian Zug. "Verstellen Hindernisse oder Personen diesen Weg, welche anderen Verkehrsteilnehmer sind aktuell relevant? Diese Fragen müssen auch bei veränderlichen Witterungsbedingungen und in ‚kniffligen’ Situationen sicher beantwortet werden können.“ Es müsse sichergestellt werden, dass das Fahrzeug zur richtigen Zeit am richtigen Ort sei.

Die Wissenschaftler versprechen sich durch das autonome E-Bike langfristig sinkende Unfallzahlen, steigenden Komfort und eine höhere Effizienz des Verkehrs. „Schon ab 2020 könnte Magdeburg damit zum Vorreiter bei der Nutzung kleiner, umweltverträglicher autonomer Fahrzeuge werden“, so Ingenieur Schmidt. „Selbstfahrende Fahrräder, die sich auf dem Breiten Weg eigenständig zwischen Hauptbahnhof und Unicampus bewegen, gehören dann vielleicht wie selbstverständlich zum Stadtbild.“ (aho)

 

Quelle: uni-magdeburg.de