Was wäre politisch beziehungsweise mit Blick auf die Gesetzgebung aus Ihrer Sicht konkret machbar? Wo könnten welche Regeln aus Ihrer Perspektive durchaus auch zeitnah verbindlich verankert werden?
Das Bundeswirtschaftsministerium hat in einem Rechtsgutachten klargestellt, dass neben wirklichen Flatrates nur die kWh-basierte Abrechnung den Anforderungen der Preisangabenverordnung entspricht. Durch die verstärkte Verfügbarkeit eichrechtskonformer Messgeräte müssen die Ladesäulen, die beispielsweise noch nach Zeittarifen abrechnen, umgestellt werden. Dies sollte der Gesetzgeber nun forcieren, da nur die kWh-Abrechnung transparent und verbraucherfreundlich ist. Bei der Verfügbarkeit von statischen und dynamischen Informationen zu Ladesäulen könnte man sich auch an der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe orientieren.
Bei diesem Ansatz wären die Ladesäulenbetreiber verpflichtet, für alle öffentlichen Ladesäulen Informationen wie Ort, Anschluss, Preis oder Verfügbarkeit in Echtzeit an eine zentrale Stelle zu übermitteln. Diese bereitet die Informationen auf und stellt sie beispielsweise App-Betreibern zur Verfügung. Wie die Informationen dargestellt würden, obliegt dabei den App-Betreibern. Die Verbraucher hätten aber Gewissheit, dass die dahinterliegenden Angaben vollständig und korrekt sind. Selbstverständlich müssten auch ältere Ladesäulen mit einbezogen werden, damit die gesamte Ladeinfrastruktur abgebildet wird.
Auf welchen Wegen wurde Ihre Forderung an die Politiker herangetragen? Haben Sie schon eine Reaktion auf ihren Forderungskatalog erhalten und wenn ja welche?
Die Veröffentlichung unseres Positionspapiers ist sowohl in der Politik als auch bei Ladesäulenbetreibern und Dienstleistern auf reges Interesse gestoßen. Alle eint das Bestreben, die Elektromobilität nach vorne zu bringen. Die Verbraucher spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie müssen mitgenommen und ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden. Die grundsätzliche Resonanz ist also positiv. Bei den Ladesäulenbetreibern gibt es in Bezug auf einzelne Forderungen auch verhaltene Reaktionen. Befürchtungen, zu stark regulierend einzugreifen und Geschäftsmodelle zu erschweren, sind schnell da.
Welche weiteren Schritte planen Sie, um Ihren Forderungen das nötige Gewicht zu verleihen?
Der Dialog mit der Politik, aber auch der Anbieterseite, muss kontinuierlich fortgesetzt werden. Leider ist es so, dass Politiker in der Regel nicht aus eigener Erfahrung wissen, welche Probleme Elektroautofahrer tagtäglich haben. Hier sehen wir es als unsere Aufgabe an, Erfahrungen und Wissen bereitzustellen und so die Verbraucherseite stärker im politischen Raum zu repräsentieren. Beispielsweise ist der vzbv Mitglied in der neu gegründeten Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität und wird dort für eine verbraucherfreundliche Elektromobilität eintreten. Gleichzeitig werden wir auf Verbraucherbeschwerden reagieren und die Entwicklungen am Markt beobachten. Sollten Anbieter systematisch gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen, ist der vzbv als klageberechtigter Verband befugt, dagegen vorzugehen.
Für Sie als Interessenvertreter der Verbraucher ist „Elektromobilität ein wichtiger Baustein der Verkehrswende“, die aus der „Nische kommen und verbraucherfreundlicher werden muss“. Warum sind die privaten Endkunden von der Elektromobilität noch nicht überzeugt?
Dieser Frage sind bereits eine Vielzahl von Untersuchungen nachgegangen. In erster Linie werden dort eine lückenhafte Ladeinfrastruktur, eine zu geringe Reichweite und die hohen Kosten der Elektroautos angeführt. Aber auch das nach wie vor geringe Angebot an alltagstauglichen Elektroautos für den Durchschnittsfahrer, der sich eben keinen Tesla leisten kann, darf nicht außer Acht gelassen werden. Eigentlich würde das Elektroauto bereits heute für viele Halter sehr gut passen. Nach einer Erhebung des Karlsruher Instituts für Technologie werden Pkw in Deutschland durchschnittlich nur an 13 Tagen im Jahr über 100 Kilometer gefahren. Aber für viele Halter ist eben die Urlaubsreise mit dem Auto die Messlatte. Kann man diesen die Angst nehmen, auch längere Strecken problemlos mit einem Elektroauto zurückzulegen, würde das einen enormen Push bedeuten. Staatliche Anreize wie die Kaufprämie oder das steuerfreie Laden beim Arbeitgeber gehen zwar in die richtige Richtung, allein überzeugt man aber damit den Durchschnittsfahrer nicht.
Trotz Beschilderung: Ausgewiesene Park-bzw. Ladeplätze für E-Fahrzeuge werden immer wieder von Verbrennern blockiert. Ein Ärgernis für viele EV-Fahrer. (Quelle: AKrebs60 / pixabay.com)