3.3. Projektpartner
Das Projekt ePlanB wurde von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE), der Lechwerke AG (LEW), der LEW Verteilnetz GmbH (LVN), der Stadt Buchloe und dem Landkreis Ostallgäu durchgeführt und vom Bayrischen Ministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gefördert.
Die LEW-Gruppe ist als regionaler Energieversorger in Bayern und Teilen Baden-Württembergs tätig und beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiter. LEW versorgt Privat-, Gewerbe- und Geschäftskunden sowie Kommunen mit Strom und Gas und bietet ein breites Angebot an Energielösungen. Die LEW-Gruppe betreibt das Stromverteilnetz in der Region und ist mit 36 Wasserkraftwerken einer der führenden Erzeuger von umweltfreundlicher Energie aus Wasserkraft in Bayern. Außerdem bietet LEW Dienstleistungen in den Bereichen Netz- und Anlagenbau, Energieerzeugung und Telekommunikation an. Die Lechwerke AG (LEW) gehört zu innogy SE, einem führenden deutschen Energieunternehmen.
Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE) ist ein bundesweit anerkanntes Forschungsinstitut mit einer über 65-jährigen Tradition. Ein interdisziplinäres Team aus jungen Mitarbeitern beschäftigt sich mit aktuellen Fragestellungen der Energietechnik und -wirtschaft. Zudem gehört das Themenfeld Elektromobilität mit all seinen Facetten, von der Potenzialbestimmung bis hin zu messtechnischen Untersuchungen der wesentlichen Komponenten, zu den Arbeitsschwerpunkten der FfE.
Der Landkreis Ostallgäu liegt mit rund 137.000 Einwohnern und einer Fläche von ca. 1.400 km² im Südosten von Bayerisch-Schwaben. Das Ziel aus dem Jahr 2008, sich langfristig zu 100 % (50 % bis 2020) aus erneuerbarem Storm und Wärme zu versorgen, wurde dort 2016 schon zu 42 % erreicht. Im Verkehrssektor setzt der Flächenlandkreis neben innovativen ÖPNV-Angeboten auch auf Elektromobilität – in der Forschung, im Fuhrpark und in der Fläche.
Buchloe ist eine dynamisch wachsende, familienfreundliche Stadt im Norden des Landkreises Ostallgäu. Es sind alle wichtigen Einrichtungen von Kindertagesstätten bis zum Gymnasium und vom Krankenhaus bis zum Senioren- und Pflegeheim vorhanden. Buchloe liegt verkehrsgünstig auf der Autobahn A96 sowie der Bundesstraße B12 und ist zudem Eisenbahnknotenpunkt. Für den Pendler- und Gewerbestandort Buchloe kann die Elektromobilität einen erheblichen Beitrag zur Entlastung der Umwelt und zum Schutz der Bevölkerung leisten.
4.4. Projektdurchführung
Das Projekt ePlanB startete am 01.07.2014 und endete nach einer Laufzeit von 36 Monaten am 30.06.2017. Die Umsetzung des Projektes erfolgte in mehreren Arbeitspaketen gemäß der Projektplanung und umfasste folgende maßgebliche Arbeitsschritte:
- ProjektvorbereitungVoranalyse der Pendler an der P&R-Anlage
- Netzdatenermittlung
- Auswertung und Voranalyse
- Ermittlung des Stands der Technik und Ableitung eines Anforderungskatalogs (Lastenhefterstellung)
- PrototypentwicklungSystemanforderungsanalyse
- Systemarchitektur
- Systementwurf
- Softwarearchitektur
- Softwareentwurf
- Tests
- Beschaffung und InstallationAuswahl und Beschaffung der Elektrofahrzeuge
- Aufbau und Installation der Ladeinfrastruktur vor Ort
- Logistische und organisatorische Abstimmung zum Aufbau der Ladeinfrastruktur
- Start der ungesteuerten Referenzphase mit Probanden
- Entwicklung und Implementierung der Ladesteuerung
- Feldtestphase und Erprobung der Ladesteuerung mit Probanden
- Auswertung und Dokumentation der Ergebnisse
Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts stand die Durchführung eines zweijährigen Feldtests. Dafür wurden 14 Elektrofahrzeuge verschiedener Hersteller an insgesamt 56 Teilnehmer verliehen. Diese pendelten damit für jeweils sechs Monate zum Park&Ride-Platz am Bahnhof der Stadt Buchloe im Landkreis Ostallgäu. Für das Projekt wurden dort acht Ladesäulen mit je zwei Ladepunkten errichtet (siehe Bild 2, Bild 3 und Bild 4). Rund um die Anlage gibt es zahlreiche Photovoltaik-Anlagen, die ihren Strom in das regionale Verteilnetz einspeisen. Eine typische Standortkonstellation, die es erlaubt, die Erkenntnisse aus dem Projekt auf andere Kommunen und Standorte zu übertragen (siehe Bild 5).
Geeignete Teilnehmer wurden auf Basis einer Befragung und anschließender Fahrprofilauswertung ermittelt. Entscheidende Kriterien waren vor allem die Pendelhäufigkeit und eine möglichst hohe Pendeldistanz, um die zu ladende Energiemenge zu erhöhen. Mithilfe einer GPS-Logger-Analyse wurde das Mobilitätsverhalten von geeigneten Interessenten über mehrere Wochen hinweg erfasst.
Die Projektpartner realisierten gemeinsam mit den Pendlern mehrere Feldtestphasen, in denen die Elektroautos zunächst ungesteuert und anschließend gesteuert an LEW-Stromtankstellen geladen wurden (siehe Bild 6 und Bild 7). Die vier Feldtestphasen hatten jeweils unterschiedliche Forschungsschwerpunkte. Zu Beginn wurden die Elektroautos ungesteuert geladen, das heißt der Ladevorgang startete, sobald die Teilnehmer das Auto an die Ladesäule angeschlossen hatten. Beim gesteuerten Laden, das mit der zweiten Feldtestphase startete, gaben die Pendler über ein Online-Portal oder ein zentrales Eingabeterminal bei der Ankunft am Parkplatz Daten zum Ladezustand der Batterie und dem geplanten Abfahrtszeitpunkt ein.
Die intelligente Ladesteuerung erstellte für jedes Fahrzeug einen Ladeplan, sobald das Fahrzeug an die Ladesäule gesteckt wurde (siehe Bild 8). Dieser errechnete sich aus den Nutzereingaben, sowie einer PV-Erzeugungs- und Strompreisprognose. Die Ladepläne wurden in der Datenbank abgespeichert und an die Ladesäulen übermittelt. Der Ladevorgang ließ sich somit in Zeiten verschieben, in denen heimische Photovoltaik-Anlagen besonders viel Strom erzeugten.
Die Ladesteuerung arbeitet mit einem Optimierungsalgorithmus, der verschiedene Zielgrößen priorisieren kann. Im Projekt wurde die lokale PV-Erzeugung als Hauptoptimierungsgröße definiert. Neben der PV-Erzeugung wurden der EEX-Strompreis sowie die Lastbegrenzung durch den Verteilnetzbetreiber in der Steuerung berücksichtigt (siehe Bild 9). Grundbedingung war, dass die Fahrzeuge zur Abfahrtszeit stets vollgeladen sein müssen. Hierfür wurde im Steueralgorithmus ein Puffer von zwei Stunden vor der geplanten Abfahrtszeit vorgesehen, in dem das Auto spätestens geladen werden muss. Die Steuerung benötigt vom Nutzer lediglich die Informationen über Abfahrtszeit und aktuellen Ladezustand der Batterie.