Mithilfe intelligenter Ladesteuerung kann ein teurer Netzausbau vermieden und Elektromobilität wettbewerbsfähig gemacht werden.Wie das in der Praxis funktonieren kann, hat das Forschungsprojekt ePlanB in der Stadt Buchloe gezeigt.
Dieser Beitrag ist zuerst in eMobilJournal 02/2018 erschienen
In dem auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekt ePlanB wurde eine intelligente Ladesteuerung für Elektroautos entwickelt, mit der geparkte Elektrofahrzeuge umwelt- und netzoptimiert geladen werden können. Durch diese intelligente Ladesteuerung wurde eine bessere Nutzung dezentral erzeugter erneuerbarer Energien erzielt. Damit werden Aspekte der Energiewende im Stromsektor auf den Verkehrssektor übertragen.
1.1. Ladeinfrastruktur als wichtiger Meilenstein für den Erfolg der Elektromobilität
Die Elektromobilität in Deutschland steht vor dem Durchbruch. Elektroautos sind leise, lokal emissionsfrei und helfen, die Schadstoffbelastung in den Städten zu reduzieren. Matthias Wissmann, früherer Präsident des Verbands der Automobilindustrie e. V. (VDA) rechnet damit, dass im Jahr 2025 15 – 25 % der Pkw-Neuzulassungen einen Elektroantrieb haben werden.
Der Absatz von Elektrofahrzeugen habe sich 2017 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Und auch das Angebot nehme stetig zu: Bis zum Jahr 2020 könnten Kunden allein aus über 100 E-Modellen der deutschen Automobilhersteller auswählen, so der frühere VDA-Präsident. Für alternative Antriebe investiere die deutsche Automobilindustrie bis zum Jahr 2020 insgesamt 40 Milliarden Euro.Doch nur, wenn die Ladeinfrastruktur rasch ausgebaut werde, die Politik kluge steuerliche Rahmenbedingungen schaffe, die Batterien höhere Reichweiten erlaubten und der Preis stimme, könne Elektromobilität langfristig überzeugen.
Um den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur in Deutschland zu beschleunigen, gilt es demnach, weiterhin Wege zu finden, ihn für Investoren attraktiver zu gestalten. Dies kann vor allem durch eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit erreicht werden, respektive durch weitere Senkung der Installations- und Betriebskosten.
Einen Beitrag dazu hat die Lechwerke AG (LEW) gemeinsam mit der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), der LEW Verteilnetz GmbH (LVN), der Stadt Buchloe und dem Landkreis Ostallgäu mit dem im vergangenen Jahr abgeschlossenen Projekt ePlanB geleistet (siehe Bild 1). Im Mittelpunkt standen dabei die Entwicklung und der Test eines intelligenten Lademanagements für Elektroautos.
Bild 1: Start für ePlanB: Norbert Schürmann, LEW-Vorstandsmitglied, Josef Schweinberger, Erster Bürgermeister der Stadt Buchloe, Maria Rita Zinnecker, Landrätin des Landkreises Ostallgäu, Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, und Prof. Dr. Wolfgang Mauch, Geschäftsführer der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE), stellten das Forschungsprojekt 2014 in Buchloe vor. (Quelle: LEW/Christina Bleier)
2.2. Projektbeschreibung und Zielsetzung
Unter dem Projekttitel ePlanB wurde über eine Projektlaufzeit von drei Jahren eine intelligente Steuerung zur Ladung von Elektrofahrzeugen (Lademanagement) entwickelt und am Park&Ride-Platz am Bahnhof der Stadt Buchloe erprobt.
Ziel des dreijährigen, vom Bayerischen Wirtschaftsministerium geförderten Projekts war es, Elektrofahrzeuge von Pendlern optimiert zu laden. Optimiert heißt in diesem Zusammenhang, dass unter Wahrung der Nutzerbedürfnisse die Ladevorgänge in Zeit und Leistung beeinflusst werden, um regenerativen, vor Ort erzeugten Strom bestmöglich zu nutzen, die Netzauslastung zu berücksichtigen oder von günstigen Börsenstrompreisen zu profitieren.
Bei der Umsetzung des intelligenten Lademanagementsystems wurde auf offene, herstellerübergreifende Standards gesetzt, was dieses Projekt von vielen anderen unterscheidet. Die Entwicklung eines intelligenten Lademanagementsystems kann zur Reduktion der Gleichzeitigkeit der Ladevorgänge und damit zur Reduktion der Leistungsspitze beitragen. Der Aufbau von Ladeinfrastruktur kann dadurch kostengünstiger erfolgen, weil eine geringere Anschlussleistung benötigt wird. Zudem können lokal erzeugte erneuerbare Energiequellen gezielt genutzt werden.
Elektrofahrzeuge werden derzeit ungesteuert geladen, das heißt sobald das Fahrzeug an einer Ladestation angeschlossen und authentifiziert wurde, setzt die Ladung mit der maximal möglichen Leistung ein und wird beendet, wenn die Batterie voll ist. Dies führt dazu, dass die Ladeinfrastruktur so ausgelegt werden muss, dass die Maximalkapazität an Leistung lokal wie auch netzseitig zur Verfügung gestellt werden kann. Die Nachteile dabei: hohe Kosten für den Netzausbau und netzseitig ungünstige Ladezeiten.
Erfolgt die Ladung der Elektrofahrzeuge mittels eines intelligenten Lademanagementsystems, das Faktoren wie Netzanbindung, Netzzustand sowie die Erzeugung lokaler erneuerbarer Energien berücksichtigt, können die Anschluss- und Betriebskosten deutlich verringert werden. Die Einbindung externer Preissignale, beispielsweise ausgehend von der Strombörse EEX, führt zudem zu einem kostenoptimierten Ladevorgang, da vorrangig, unter Berücksichtigung des Ladewunsches des Kunden, zu Niedrigpreiszeiten geladen werden soll. Häufig korrelieren diese Zeiten mit den Zeiten hoher Einspeisung regenerativer Energien. Jedoch sollte ein Lademanagementsystem auch daraufhin optimiert werden, dass ein möglichst hoher Anteil lokal erzeugten Stromes geladen werden kann.
Ein weiteres Ziel des Projekts ePlanB war es, Pendler stärker für das Thema Elektromobilität zu sensibilisieren.