Evation-Antrieb: So viel wie nötig, so wenig wie möglich

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Wie sieht der typische Nutzer des Evation aus? Fühlen sich auch Profi-Radsportler angesprochen?

Für einen absolut fitten und gesunden Sportler, der alles mit reiner Muskelkraft schaffen will und tendenziell eher als Einzelkämpfer unterwegs ist, dürfte unser Antrieb nicht übermäßig interessant sein. Wir positionieren uns daher eher bei Rad­fahrern, bei denen die soziale Interaktion und die gemeinschaftliche sportliche Erfahrung im Vordergrund stehen. Aber auch diejenigen, bei denen das körper­liche Leistungsniveau zwar durchaus hoch ist, aber die von ihrem immer gleichen Trainingsradius gelangweilt sind, finden den Eva­tion-Antrieb zuneh­mend interessant und scheuen sich dann auch nicht, als „gestandener“ Sportler ein E-Bike zu fahren. In Zahlen ausgedrückt: Eine Trainingseinheit selbst ohne Motorunter­stützung kann schon mal um die 200 Kilometer am Tag betragen. Mit einem Range Extender ist dann eine höhere Reichweite möglich: statt der üblichen 180 Kilometer beispielsweise auf einmal 300 Kilometer. Das eröffnet dem Fahrer dann völlig neue Routenmöglichkeiten.

Versuche, Elektrorennräder auf den Markt zu brin­gen, sind übrigens nicht neu, aber die sind immer wie­der gescheitert. Tatsächlich hat der Fahrradhersteller Cube im August 2017 das allererste serienreife Elektro­rennrad (Anm. d. Redaktion: Cube Agree Hybrid C:62) mit unserem Antrieb vorgestellt. Kurz darauf kamen dann auch an­dere Firmen wie Fantic aus Italien oder die schon erwähnte Firma Pinarello. Erst seitdem haben sich auch Renn­räder mit Elek­troantrieb am Markt etabliert. Das ist also eine sehr junge Sparte. Auf dem Markt gibt es aktuell vielleicht zehn unter­schiedliche Rennräder mit Motorunterstützung. In acht davon ist unser Antrieb verbaut, und im Laufe dieses Jahres kommen noch weitere dazu. Darauf sind wir natürlich stolz, aber wir wollen uns nicht auf die Rennradsparte beschränken, sondern uns auch wei­terhin bei Mountainbikes und anderen sportlichen Rädern positionieren. Auch vollgefederte Fahrräder und City-Bikes wird es mit unserem Antrieb geben. Wir wollen auch die Pendler und Menschen, die im Alltag mit dem Rad unterwegs sind, abholen.

Wie hoch ist die maximale Reichweite des Antriebs? Auf Ihrer Website findet man dazu nichts.

(lacht): Das haben wir mit Absicht nicht angegeben, weil das schnell für Verwirrung sorgt. Verständlicher­weise ist die Reichweite eine wichtige Kennzahl bei Elektromotoren. Als Käufer investiert man ja relativ viel Geld, da will man natürlich vergleichen. „Für 100 Euro mehr bekomme ich 100 Wh Stunden mehr“ ist da eine typische Rechnung. Die geht bei unserem Konzept aber nicht ganz auf, weil wir das geringe­re Gewicht und die schon angesprochene Entkopp­lungsfunktion des Motors haben. Wenn man mit dem Evation schneller als 25 km/h fährt, verbraucht das System keinen Strom. Wenn man jetzt theore­tisch eintausend Kilometer weit über 25 km/h fährt, ist die Reichweite dann natürlich eintausend Kilo­meter. Wir haben die Reichweite aber von dem ex­ternen Prüflabor ExtraEnergy in Thüringen testen lassen.

Das Ergebnis: Auf ebener Strecke bringt es der Eevation-Antrieb mit maximaler Unter­stützungsstufe bei 24 km/h auf rund 65 Kilo­meter Reichweite. Oder anders ausgedrückt: Mit dem Rennrad schaffe ich 1.300 Höhenmeter und mit dem Mountainbike 750 Höhenmeter. In der Realität fallen diese Werte höher aus, weil man mit einem sportlichen Bike wohl kaum dauerhaft unter 25 km/h fährt. Deswegen versuchen wir, solche tabellarischen Vergleiche zu vermeiden, weil der Verbraucher die genannten Hin­tergründe zum Antrieb nicht kennt und wir dann im direkten Vergleich mit anderen Herstellern natürlich nicht besonders gut dastehen. Unsere Akkukapazi­tät beträgt übrigens 250 Watt nominelle Leistung und 400 Watt Leistung in der Spitze. Da kommen 60 Newtonmeter an der Kurbel zusammen, das ist schon ganz ordentlich für den kleinen Motor.

Welche Hürden – falls es diese überhaupt gab – musste Ihr Team bei der Antriebs­entwicklung überwinden?

Herausforderungen gab es ganz sicher, deswegen hat die Entwicklung auch ganze fünf Jahre in An­spruch genommen. Die Geräusch-und Temperatur­entwicklung im Verbindungsstück zwischen dem Tretlagergetriebe und dem Drivepack war lange ein Thema. Es gibt ein männliches und weibliches Ver­bindungsstück, die am Anfang beide aus Aluminium bestanden. Das hat an dieser Stelle zu hohen Tem­peraturentwicklungen geführt. Ein zweites Resul­tat daraus war ein recht hoher Geräuschpegel, weil Schmutz zwischen diese beiden Verbindungselemen­te gelangen konnte. Unsere Entwickler haben es dann so gelöst, dass das männliche Gegenstück weiterhin aus Aluminium besteht, wäh­rend das weibli­che Gegenstück aus Kunststoff gefertigt wird. In der Automotive-Branche wird das auch so ge­handhabt. Die Kombination ist jetzt sehr geräusch­arm und muss nicht gefettet werden, weil es zu keiner Abnutzung kommt, und es bleibt auch kein Dreck oder Staub mehr haften, der Probleme verur­sachen könnte.

Welche Faktoren gaben letztendlich den Ausschlag für das geringe Gewicht?

Die Antwort liegt in dem schon am Anfang erwähn­ten Downsizing: Überall da, wo es möglich ist, haben wir Gewicht eingespart. So viel Kapazität wie nötig ist, um eine ordent­liche Tagestour zu fahren, war das Mi­nimum. Im Ergebnis waren das die 250 Wattstunden (Wh). Der Motor musste sich von der Form her auf jeden Fall in das Unterrohr eines Fahrrads anpas­sen. Zuletzt standen dann die 4,6 Kilogramm auf der Waage. Das ist weniger als halb so schwer wie her­kömmliche Antriebe.

Ist ein fester Ladeport an der Außenseite des Akkus angedacht?

Wir stellen bereits eine Alternative zu der komplet­ten Entnahme des Drivepacks zur Verfügung, die in diese Richtung geht. Das Drivepack lässt eine Art Zwischenschritt zu, sodass man es nicht komplett aus dem Rahmen nehmen muss – eine spezielle Veran­kerung sorgt für eine Art Schwebefunktion, sodass man es im Rahmen laden kann.

Welche Neuheiten stellen Sie auf der Eu­robike 2018 vor?

Wir werden dieses Jahr bereits zum vierten Mal auf der Eurobike dabei sein. Auf unserem 80 Quadrat­meter großen Stand werden wir acht Fahrräder mit unserem Antrieb präsentieren und unsere Blende vorstellen. Die Blende ist eine Art Minitasche, die genau dort eingehängt werden kann, wo das Drive­pack normalerweise sitzt. Das Drivepack beinhaltet die Motoreinheit und die Batterie und wiegt ins­gesamt 3,3 Kilo. Wenn man darauf verzichten will, kann man in dem entstandenen Hohl­raum beispielsweise eine Regenjacke oder Trinkflasche verstau­en. Dafür ist dann die Blende gedacht. Verbrauchermessen wie die Eurobike sind generell sehr wichtig für uns. Das Feedback und die Verbesserungsvorschläge der Kunden sind extrem hilfreich. Auch wenn wir gerade stark wachsen – letztendlich sind wir immer noch ein recht junges Team. Bei Gelegenheiten wie der Eu­robike nutzen übrigens auch unsere Entwickler die Chance zum direkten Kundenkontakt. Die positiven Rückmeldungen sind für uns alle sehr motivierend.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Kuffner. (aho)

  • Felix Kuffner Fazua B

    Interviewpartner

    Felix Kuffner

    Head of Marketing, Fazua GmbH

  • Evation Antrieb Fazua Screenshot

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