Entsorgung von HV-Batterien
Neben dem stofflichen Recycling der Batterien sind derzeit vor allem die Reparatur der Batteriemodule durch den Austausch defekter Zellen und der zweite Einsatz ausgedienter Batterien (2nd-use) in Speicherfarmen, als Puffer in Ladestationen oder als Speicher im Home-Einsatz in der Diskussion (siehe Bild 1).
Bild 1: Der ideale Kreislauf für Traktionsbatterien [1] (Quelle: BEE)
Die mit höheren Stückzahlen zu erwartende Dynamik in der Batterietechnologie, der damit verbundene Preisverfall der massenhaft hergestellten Zellen und auch die Weiterentwicklung der Zellchemie werden dafür verantwortlich sein, dass es für gebrauchte Batterien und Zellen keine sehr großen Marktchancen geben wird. Hinzu kommen Fragen der Gewährleistung und der relativ hohe Aufwand für die Prüfung und Klassifizierung der Batterie für solche Zweitanwendungen. Über die erfolgversprechende zweite Nutzung von ausgedienten HV-Batterien als Energiespeicher wird in den Medien derzeit viel berichtet, eine Alternative zur Entsorgung der HV-Batterie ist dies aber natürlich nicht, sondern nur eine Verlängerung der Nutzungsdauer.
Für das stoffliche Recycling sind die weltweit hohe Verfügbarkeit von Lithium und dessen vergleichsweise geringer Preis noch keine wirtschaftlichen Argumente. Die derzeitigen Lithium-Ressourcen werden auf 14 Millionen Tonnen geschätzt. Die Verfügbarkeit scheint damit langfristig gesichert, auch bei einer weiter steigenden Nachfrage wird die Angebot-Nachfrage-Situation positiv bleiben (siehe Bild 3). Ob sich der Recyclingprozess generell aus den Rohstofferlösen selbst tragen kann, ist derzeit nicht sicher zu erkennen. Die Rücknahme, die Erfassung und die Entsorgung gebrauchter HV-Batterien ist damit eine Herausforderung, die gesetzlich, wirtschaftlich und logistisch neu gedacht werden muss.
Bild 2: Angebot-Nachfrage-Situation Lithium (Quelle: eigene Darstellung des Autors nach [2])
Spezielle Entsorgungslogistik
Da die HV-Batterie sowohl in Pkw als auch in gewerblich genutzten Fahrzeugen oft austauschbar sein wird und sowohl Batteriehersteller als auch Mobilitätsdienstleister Zugriff auf ausgediente Batterien haben, wird die Batterie nicht erst mit dem Altfahrzeug dem Recyclingprozess zugeführt. Das bedeutet, dass es eine eigene logistische Infrastruktur geben muss, um ausgediente HV-Batterien flächendeckend zu erfassen, möglichst regional zu prüfen und in die europaweit nur wenigen Recyclinganlagen logistisch effizient zu transportieren.
Der Entsorgungslogistik kommt damit eine entscheidende Rolle zu: Sie muss nicht nur in der Lage sein, Batterien verschiedenster Hersteller, Zustände und Abmessungen an einer Vielzahl von Anfallstellen in kleinen Stückzahlen abzuholen, sondern vor allem auch in den notwendigen Zwischenlagern zu analysieren, zu kategorisieren, zu verpacken, und für einen effizienten Transport in die Recyclinganlage zu lagern.
Neben erheblichen Investitionen in solche Lagerstandorte, stellen die Investitionen in die derzeit sehr teuren Spezialbehälter für Lagerung und Transport sowie in die Schulung und Ausbildung von Fachpersonal eine Herausforderung dar. Die noch relativ geringen Batteriemengen, die kaum planbare Mengenentwicklung bei den Neufahrzeugen und die geringen Erfahrungen mit der Batterielebensdauer führen hier zu schwer kalkulierbaren Investitionen.