Bei allen produzierten Gütern stellt sich früher oder die später die Frage: Was passiert eigentlich am Lebensende mit dem Produktes? Áuch Batterien von Elektroautos bilden da keine Ausnahme. Gastautor Dipl.-Ing. Peter Meißner zeigt die Möglichkeiten von Entsorgung und Recycling auf.
Dieser Beitrag ist zuerst in eMobilJournal Ausgabe 06/2018 erschienen
Produktverantwortung und Umweltschutz
In Europa sollte es selbstverständlich sein, dass bei der Einführung neuer Produkte die spätere Entsorgung bereits eingeplant und organisiert ist. Es ist aber paradox, dass gerade bei Produkten mit einem klaren Umweltvorteil die spätere Entsorgung bei der Vermarktung der Produkte eine relativ geringe Rolle spielt. Zum Beispiel ist auch Jahre nach der Einführung der Photovoltaik (PV) das stoffliche Recycling ausgedienter PV-Module noch nicht etabliert. Bei der Aufstellung tausender Windkraftwerke ist die Frage, wohin in Zukunft mit den riesigen Rotoren aus Kohlenstoff- und Glasfaser verstärkten Kunststoffen? Auch bei der Herstellung von erneuerbarer Energie aus Abfällen in Biogasanlagen entstehen Kompostprodukte und Flüssigdünger – gesetzlich wird es aber immer schwieriger, diese biologischen Düngemittel in den Rohstoffkreislauf zurückzuführen. Im Bauwesen sind aus Energie- und Effizienzgründen neue Werkstoffkombinationen im Einsatz, von Verbundbaustoffen und Dämmstoffen bis hin zu karbonverstärkten Betonelementen – aber deren zukünftige Entsorgung ist nicht wirklich geklärt.
Diese Entsorgungsprobleme haben aber keine technischen Ursachen, denn Recyclingtechnologien für diese Stoffe gibt es natürlich. Die große Herausforderung ist die Entsorgungslogistik: Die Erfassung vieler unterschiedlicher Produkte an den tausenden Anfallstellen, die Sortierung, Vordemontage und Vorbehandlung der Abfälle sowie vor allem die Transporte über meist große Entfernungen zu den wenigen, sehr spezialisierten Recyclinganlagen sind mit sehr hohen Kosten verbunden, die weder die Hersteller tragen müssen, noch die Abfallerzeuger übernehmen wollen.
Erkaufen wir uns ressourcenschonende und energieeffiziente Technologien also mit zukünftigen Entsorgungsproblemen? Welche Herausforderungen für die spätere Entsorgung bestehen bei der Elektromobilität und dessen wesentlicher Komponente, der Hochvolt-Batterie (HV-Batterien)? Diese Frage ist umso wichtiger, als es bei der Elektromobilität nicht nur um die bekannten Pkw-Modelle und deren Batterien geht, sondern um eine immer breitere Palette verschiedenster Fahrzeugkategorien. Insbesondere elektrisch angetriebene Busse, Fahrzeuge für kommunale Dienstleistungen, Lkw und Flurförderfahrzeuge aber auch Wasserfahrzeuge und mobile Geräte finden eine zunehmend breite Anwendung. Dadurch nimmt die Vielzahl von Batterietypen, -herstellern und Vertriebsstrukturen zu. In Folge dessen steigen die Anforderungen an die Entsorgung in diesen Branchen und den jeweiligen Kunden.
Die gesetzlichen Vorgaben für die Demontage und das Recycling von Pkw sind im Übrigen bisher auf die Gewinnung der Metalle (Karosserie, Motor) und einiger größerer Komponenten (Reifen, Glas, Kats) sowie die Trockenlegung (Öle, Kraftstoffe) und die Entsorgung gefährlicher Stoffe (Airbags) ausgerichtet. Bei Fahrzeugen mit HV-Batterie ändern sich nicht nur Mengenanteile und Recyclingquoten, sondern auch die Anforderungen an die Demontage.